Zeitweise mit bis zu 200km/h verschoben wir uns nach Bellinzona und von dort gemächlicher mit Regionalzug, Bus und Vierergondeli nach Sass Malt im Val Malvaglia. Nach einem stärkenden Kaffee und einer kleinen Geschichtslektion über das unter uns liegende Dorf Dègro nahmen wir bei brütender Hitze die ersten 700 Höhenmeter zur Capanna Quarnei in Angriff. Dort warteten zum Glück kühle Getränke und Kuchen auf uns. Die schöne, im Alpstall-Stil erbaute Hütte teilten wir uns mit einem Jugendlager der UTOE Biasca. Für Sonntag war die Tagwache auf 04:00 angesetzt, so dass wir pünktlich um 05:00 in Richtung Passo del Laghetto und die Gratroute zum Rheinwaldhorn aufbrechen konnten. Zuerst auf schön angelegtem Wanderweg, nachher über Geröllhalden, Steinblöcke und Felsentürme, teils kraxelnd und kletternd, den spärlich vorhandenen und verblichenen blauen Punkten folgend, auf das Rheinwaldhorn. Ziemlich genau nach 5 Stunden haben wir 1400 Höhenmeter überwunden und konnten das herrliche Panorama bei strahlendem Wetter geniessen. Dass jetzt ein Abstieg von 2600 Höhenmeter bevorstand, haben einige nicht beachtet oder verdrängt. So machten wir uns gegen 11 Uhr noch gut gelaunt auf den Rückweg über die Normalroute, die uns zuerst über den steinigen Nordgrat zum Adulajoch und dann über den Gletscher und später über Geröllhalden und Steinblöcke auf Wegspuren und Wegen zur oberen Adulahütte führte. Ganz zufrieden, dass wir bereits 1000m Abstieg geschafft haben, genossen wir dort ein kühles Getränk und nahmen die nächsten 1600 Höhenmeter in Angriff. Der von Dani und Regine versprochene Brunnen auf einem schönen Wieslein liess zwar ewig auf sich warten, kam dann aber doch noch und rettete uns vor dem Hitzekollaps. Nach fast zwölf Stunden erreichten wir mit schmerzenden Oberschenkeln, strapazierten Knies und teilweise wunden Füssen das Dorf Dangio, wo wir mit einer Prozession zu Ehren der Madonna del Rosario und einer Parade der napoleonischen Miliz empfangen wurden. Ein herzliches Dankeschön geht an Janine und Franz für die super vorbereitete und kompetent geführte Tour sowie das gratis Fitnesstraining.
Alois Wyss
Fotos: Dani Schmid, Alois Wyss
