Südschwarzwald

Der Tag begann mit einer Serie von Missverständnissen: um 8 Uhr beim Taxistand kein Hansueli. Wir hatten auch am Vorabend keine Mail bekommen. Was war los? Dem so zuverlässigen Hansueli konnte nur etwas zugestossen sein! Die wildesten Hypothesen kursierten. Doch dann zehn nach acht taucht er auf. Des Rätsels Lösung? Er hatte eine Mail geschickt, mit Treffpunkt auf der Windischer Seite und niemand hatte sie bekommen. Computer - Panne!
    In zwei Autos fuhren wir in den Südschwarzwald. Schon im Mettauertal hatte es auf den Wiesen einen weissen Überzug, Bodenfrost, im Schwarzwald war er dann noch viel dichter. Plötzlich verschwand eines unserer Autos. Das vordere Auto kehrte um. Was war los?  Pinkelhalt und fehlende Handynummern war die Ursache. Nun nachdem alles geklärt war, lief alles wie am Schnürchen. Wir sechs landeten gemeinsam beim Restaurant Bergblick in Bernau Dorf und genossen dort einen sehr edlen Kaffee (oder Tee oder heisse Schoggi) und nach dem Studium der Speisekarte mit den feinen Gerichten und den moderaten Preisen nahmen  alle die Visitenkarte des Restaurants mit.
    Für uns hiess es jetzt aber laufen und zwar aufwärts, 600 Höhenmeter:
    Wo Berge sich erheben,
    Da ist es selten eben,
    so ist es auch im Leben -
    entweder steil oder eben eben.
    Auch im Schwarzwald war es sehr trocken, die Blätter der vielen Buchen waren nicht in einem schönen herbstlichen Gelb, sondern braun, einfach verdorrt. Der erste Gipfel war der Vorgipfel des Kleinen Spiesshorns mit eingefriedeter grosser Holzbank und super Aussicht. Der Clou war das dort installierte Fernrohr mit den Namen der Berge intus: Eiger, Mönch und Jungfrau und alle anderen 140  km entfernt über dem Nebelmeer des Mittellandes. Der Hauptgipfel des Kleinen Spiesshorns war dann im Wald ohne Aussicht, sodass wir auf das Spiesshorn (1349m) weiter wanderten, wo es einen Gipfelpavillon gab, vor dem wir an der Sonne picknickten. Beim Weiterwandern Richtung Herzogenhorn unter dem Gipfel sahen wir einerseits die Gedenktafel für eine junge Frau, die am 31. Januar 2015 hier von einer Wechte (neue Schreibweise) getötet worden war. Etwas später kam die Warnung vor Wächten (noch in alter Schreibweise). Wechten im Schwarzwald mit Todesfolge, das hatte ich nicht gewusst. Oben auf dem Herzogenhorn (1415m, zweithöchster Schwarzwaldgipfel) hatten wir ringsum freie Sicht. Während früher der Wald bis oben bestanden hatte, waren hier nun verlassene Weiden und Wasserstellen für das Vieh.
Nach dem Abstieg gab es nochmals eine Einkehr im Bergblick, diesmal als Belohnung Schwarzwälder Torte oder Bienenstich. Trotz anfänglichen Turbulenzen hatte sich alles zum Besten gewendet und wir erlebten einen wunderschönen Herbsttag im Schwarzwald.
Ursula Gasser