Burgruinen im Hegau

TL  Hans Grimmer
Diese Wanderung führt uns auf Burgruinen, die allesamt 100 - 200 m über dem Talgrund auf Vulkanschloten thronen.  Das weiche Gestein wurde abgetragen, von Gletschern abgeschliffen, die harten Phonolitpfropfen blieben stehen.  Von deren Höhen aus konnten die Mächtigen das Umland bestens beherrschen.
Vom Bahnhof Mühlhausen bei Engen wandern wir hinauf auf den Mägdeberg.  Seine Südwestseite bietet einen angenehmen Aufstieg auf die Burg, auf der Westseite, in den steilen Felsen darf geklettert werden.  Wir erkunden die Burgruine, geniessen die Sicht in die östlichen Schweizervoralpen, versuchen die andern Vulkankegel zu bestimmen und interessieren uns natürlich für unsern Weiterweg.  In der Ferne entdecken wir den Hohentwiel!
40 Minuten später stehen wir am Fuss von Hohenkrähen.  Beeindruckend steil und schmal sieht der Schlot aus.  Doch das Weglein ist gut angelegt und Handseile helfen über hohe Felsstufen und glitschige Stellen hinauf.  Eng ist es auf seinem Gipfel.  Hier oben könnte ich träumen von Sagengestalten und dem Burggeist Poppele.  Die Aussicht aufs Autobahnkreuz direkt unter mir holt mich jedoch in die Gegenwart zurück.  Einige Meter tiefer finden wir auf einer bewaldeten Plattform ein Plätzchen fürs Picknick.
Weiter wandern wir auf und ab durch frühlingsgrüne Buchenwälder, durch blumenreiche Felder, auf steinigem Weglein der Strasse entlang, aber kaum je auf Asphalt, dem Hohentwiel entgegen.  Im Hegauhaus stärken wir uns für unsern Sturm auf den Hohentwiel.  Diese eindrucksvolle Festung wurde ständig ausgebaut, im dreissigjährigen Krieg fünfmal erfolglos belagert und unter Napoleon geschleift.  Sie ist immer noch das Wahrzeichen von Singen.
Bei der Domäne Hohentwiel, wo sich auch das Museum befindet, stehen wir vor einem breiten, teilweise bewaldeten und mit Felsbändern durchzogenen Klotz, der etwa 150m hoch vor uns aufragt.  Der Aufstieg ist weniger mühsam als befürchtet, so viel gibt es zu sehen.  Nach dem Alexandertor und zwei Tunnels stehen wir auf der Karlsbastion. Durchs Eugentor betreten wir die Untere Festung. An Quartieren vorbei steigen wir zum Salzbüchsle hinauf, müssen keinen Wegzoll mehr entrichten und dürfen die Obere Festung betreten.  Wir sind so im Schuss, dass wir die 88 Stufen auf den Kirchturm nahtlos, d.h. ohne Verschnaufpause, anhängen.  Wir werden mit einer überwältigenden Aussicht belohnt.  Sie reicht über Singen zum Untersee, zu den Schweizer Voralpen und zur durchwanderten Vulkanlandschaft.
Wir durchstreifen mehr oder weniger intensiv die Ruinen der Oberburg, höckeln kürzer oder länger auf einem der vielen Bänklein, träumen oder diskutieren intensiv das Erlebte bevor wir um etwa 15 Uhr den Abstieg nach Singen antreten.
Singens autofreie Altstadt wäre eine Schlenderstunde oder einen Kaffeehalt wert, doch die Zeit wird knapp.
Die Schlüsselstellen dieser Wanderung liegen nicht etwa in den steilen, glitschigen Phonolitfelsen sondern sind eher unter Stichwort Bahnbillett und Bahnschranken zu suchen.
Hans, wir danken dir ganz herzlich für diese schöne und abwechslungsreiche Wanderung.
Rosmarie Grimmer
Fotos  Hans Grimmer