Jenatschhütte

 

Spannende Deutsch- Schweizer- Skitourentage  am Julierpass mit  Sonne, Nebel, Sturm und Schnee

Seit einigen Jahren treffen sich Bergsteiger des SAC Brugg und der DAV Sektion Oberer Neckar zu gemeinsamen Skitouren in den Schweizer Bergen. Nach wechselhaften Wettervorhersagen entschied sich Tourenleiter Heinz Frei kurzfristig zur Durchführung. Samstag früh trafen sich die acht Skitourengeher aus der Schweiz und die fünf Schwarzwälder Bergfreunde in Bivio am Julierpass bei einem schnellen Begrüßungskaffee. Direkt von der Passstraße weg begann der Aufstieg bei sonnigem Bergwetter durch das Val d'Agnel  zum Fuorca d' Agnel (2983m). Die Abfahrt  führte steil hinunter zur Jenatschhütte, die zuhinterst im Val Bever auf einem Hügel, in einer tollen Bergkulisse liegt. Die Bedingungen waren hervorragend, so kommentierten bei der schönen Abfahrt Richtung Jenatschhütte die Dieterle-Brüder, Tobias und Philipp jeden Schwung mit lauten Juchzgern. Die letzten 200 Höhenmeter zur Hütte hieß es zwar nochmals die Felle anlegen, doch das Ziel vor Augen, waren diese schnell überwunden. Ein gemütlicher Hüttenabend bei leckeren Älplermakkaronen machte den Tag perfekt.

Tags darauf starteten wir in Richtung Calderasgletscher mit dem Skigipfel der Tschima da Flix im Visier. Leider wurden die Wolken immer dichter und der Wind sehr stürmisch. Die Querung in den Hängen unter dem Piz d' Agnel galt es bei ungemütlichen Windverhältnissen mit ausreichend Abstand einzeln zu passieren. Auf dem Sattel wurde entschieden, den weiteren Gipfelaufstieg aufgrund der schlechter werdenden Sicht abzubrechen. Um den Nachmittag zu nutzen, bot Heinz hinter der Hütte eine kleine Lehrstunde zum Thema Bergung aus der Gletscherspalte mit Flaschenzug an, die theoretisch und praktisch durchgespielt wurde. Noch nicht ausgelastet, buddelten die beiden Youngsters sich eine Biwakhöhle und machten es sich dort mit Weizenbier gemütlich.

Am Montagmorgen versprach der Tag zunächst Sonne pur und so wurde für den Rückweg der Piz Surgonda angepeilt. Noch im Aufstieg wurden wir eines Besseren belehrt. Schneller als am Vortag machte der Himmel zu. Kurzfristig wurde umdisponiert und der Pass, Fuorca d' Agnel angestrebt. Von Minute zu Minute wurde es kühler und stürmischer. Der letzte steile Aufschwung musste mit zackigen Spitzkehren bewältigt werden. Auf dem Sattel wurden zügig die Felle abgezogen und die Abfahrt in Angriff genommen.  Mit jedem Meter wurde die Sicht schlechter, schließlich waren keine Konturen mehr zu erkennen. Einmal mehr wurde uns deutlich, wie schnell sich das Wetter in den Bergen ändern kann und plötzlich eine ernste Situation entstehen kann. Bei starkem Schneesturm galt es  hochkonzentriert auf Tuchfühlung  Meter für Meter abzufahren. Dank einer sehr guten Vorbereitung und gekonntem Handling mit dem GPS brachte Heinz mit  Schweizer Präzision uns wohlbehalten zum Julierpass zurück. Spätestens beim aufwärmenden Kaffee waren sich alle einig, dass es gerade wegen der Wetterkapriolen und trotz der verpassten Gipfelziele tolle Skitourenerlebnisse in einer fast schon perfekt eingespielten Gruppe waren.
Susanne Gorgs-Mager