Buus-Anwil, Grenzwanderung 18. Etappe

Aufstieg ca. 520, Abstieg ca. 430 Höhenmeter, 5 Std. ca. 18 km
Die Vorverschiebung wegen der unsicheren Wetterprognosen hat sich gelohnt. 10 Wandervögel genossen bei schönstem Sonnenschein, aber begleitet von einer unerwarteten Bise, eine weitere Etappe im Tafeljura. Um 9.15 starteten wir in Buus. Das schöne Dorf wäre ein Rundgang wert, doch das Tagesprogramm liess dies nicht zu. Erika weihte uns aber kurz ein in seine interessante Geschichte. Die Gegend um Buus war bereits im Bronzezeitalter besiedelt und wechselte im Mittelalter mehrmals den Eigentümer. Weitere Details findet man bei Wikipedia.
Wir wanderten abwechslungsweise auf asphaltierten kleinen Strässchen, breiten Kieswegen, selten auf schmalen Pfaden, auf gelb markierten Wanderwegen, oder oft «daneben», typisch Grenzwandern halt. Erika hatte wie gewohnt umsichtig rekognosziert und kannte die Route. Es erwarteten uns keine grossen Höhendifferenzen, auf und ab gings trotzdem und ab und zu auch im Zickzack. Dabei guckte immer mal wieder ein alter Grenzstein aus dem Gras hervor oder begrüsste uns am Wegrand.
Blühende Äpfel- und Birnbäume, giftgelbe Rapsfelder, verschiedene Grüntöne von Wiesen und Bäumen erfreuten das Auge. An Kirschbäumen waren teilweise die Frostschäden erkenntlich. Rund um grosse Bauernhöfe weideten Ziege, Schafe, Kühe, Pferde und viel Rindvieh, z.T. spezielle Rassen wie schottische Hochland-Rinder mit imposanten Hörner. Ob wohl in dieser Gegend besonders viele Freunde von «Pro Spezia Rara» hausen? Oder waren wir doch in der amerikanischen Prärie? Schliesslich war da «Texas-Ranch» zu lesen und die offene Weite wirkte unschweizerisch. Später aber bellte ein richtiger «Bari», hartnäckig, ausdauernd. Erika hatte gar «böser Hund» vermerkt auf ihrem Plan und führte uns in weitem Bogen um das Gehöft. Diese einfühlsame Geste freute nicht nur die Schreiberin
Mittagsrast hielten wir bei der Wallfahrtsstätte auf dem Buschberg die heute als Kraftort gilt. Die überdachte «Bethalle» entstand 1868 und bietet ca. 50 Personen Platz. Einige von uns genossen ihr Pic-Nic auf den Holzbänken, andere «draussen» an der prallen Sonne. Die Geschichte zu diesem friedlichen Ort wird im Mirakelbuch des Benediktinerklosters Mariastein berichtet.
Hier die Kurzfassung: beim Transport eines tonnenschweren Mühlsteins mit einem Pferdegespann kam es zu einem Unfall. Der Müller stürzte vom Wagen. Der Fuhrmann erkannte, dass dieser über die Beine des Müllers rollen würde. Er erinnerte sich, dass fünf Jahre zuvor die heilige Muttergottes von Mariastein seinem Kind in einer ähnlichen Situation geholfen hatte und rief: «Jesus und Maria, kemmet ihm zu Hilf!». Der Wagen kam zum Stillstand, ein grosser Stein war vor dem Rad gelegen und hatte so die Beine des Müllers geschützt. Dieser liess an der Stelle seiner Rettung ein Kreuz errichten und in Mariastein eine Votivtafel anbringen. 1843 wurde das Kreuz zerstört und durch das heute bestehende ersetzt.
Kulinarisch und seelisch gut gestärkt gings nun weiter Richtung Zielort Anwil, mundartlich «Ammel» genannt. Dieser Ort besticht durch ein intaktes Dorfbild mit sorgfältig renovierten Häusern und gepflegten kleinen Gärten. Hansueli F. schwärmte vom «Jägerstübli», doch leider war dieses heute geschlossen. Ein paar Frauen entdeckten mitten im Zentrum aber doch noch eine hübsche Einkehrmöglichkeit: ein Hoflädeli mit Selbstbedienung. Rasch die Maske aufsetzen und rein ins Schlemmerparadies!  Dort warteten nämlich Süssmost, Kaffee, Käse, Dörrfrüchte etc. So war die kurze Wartezeit bis zur Postautofahrt nach Gelterkinden optimal genutzt. Über Olten gings danach heimwärts. Verschwitzt, müde doch glücklich trafen wir in Brugg am späten Nachmittag ein.
Danke, Erika, für deine gute Planung und den guten Lotsendienst durch die wunderschöne Landschaft. Erstaunlicherweise war wir beinahe die einzigen Wanderer/innen.
Marianne Haussmann