Wanderwoche: Kleinwalsertal und Oberstdorf

Samstag, 27. Juni
Sorgsam - Sicher - Sanft, das ist der Slogan für unsere Wanderwoche. Ruhepause für die Seele, haben wir alle nötig nach der schwierigen Covid-19-Zeit. So machen sich 9 SAC-ler, unter der sorgsamen Leitung von Annemarie und Nada, auf den Weg. In Zürich steigen wir steigen wir in den EC Richtung München, verlassen aber den Zug in Kempten. Dann mit dem RE nach Oberstdorf. Der Bus Nr. 1 bringt uns nach Riezlern, grösster Ort im Kleinwalsertal. Das Kleinwalsertal liegt in den Allgäuer Alpen und gehört zu Vorarlberg. Es ist eine der genussreichsten Sackgassen der Welt und ist nur vom bayerischen Oberstdorf auf einer Strasse erreichbar. Die landschaftliche Schönheit dieser Quasi Exklave ist allemal einen Urlaub wert. Gegen 12 Uhr sind wir im traditionell familiengeführten Alpahotel Walserstuba und fühlen uns gleichwohl. Nach einem feinen Apfelstrudel mit Vanillesauce machen wir noch einen etwa 2stündigen Marsch im Tal rund um Riezlern. Wir geniessen das feine Viergangmenü und sind froh, dass wir im Trockenen sind, denn es geht nun ein heftiger Regen nieder. Der Schlaf ist gut, evt. dank dem Hanfeis-Dessert?
Heidi Schneider

Sonntag, 28. Juni
Gut geschlafen im Bio Hotel Walserstube, in Rietzlern/Österreich. In der Nacht hatte es starke Gewitter, aber am Morgen wieder blauer Himmel. Zuerst genossen wir das Morgenessen ab 08:00 Uhr, dann um 09:00 Uhr starteten wir zur naheliegenden Gondelbahn Kanzelwand. Mit der Gästekarte konnten wir gratis die Bahn benützen, sie beförderte uns locker hinauf, aber nur mit der Coronamaske liessen sie uns einsteigen. Auch für die kommenden Tage benützten wir die Bahnen und Bus gratis. Wo gibt es schon so etwas ?
Nada hatte eine schöne Tour gewählt. Ab 09:25 Uhr wanderten wie den kleinen Suonen entlang, zuerst hinab später an der Oberen Alp Vorderenwang vorbei, immer mit Blick in die Bergspitzen und natürlich sahen wir schon viele Alpenblumen am Wegrand, sogar die kleinste Orchidee die Höswurz. Wir waren nicht die einzigen Wandervögel, die die Natur bestaunten. Bald erreichten wir die nächste grosse Bergstation des Fellhorns. Hier schleuste die Bergbahn die Leute aus der Nähe Oberstdorf hinauf. Bald erreichten wir das schön gelegene Schlappoltseeli. Zum 'sünnele' war keine Zeit, wir durften noch hinauf zur Schlapphornegg 1921m und dem Grat entlang zum Gipfel Fellhorn 2038m steigen. Nicht lange genossen wir hier die Aussicht, wir sahen aber dunkle Wolken immer näher kommen. Etwas weiter unten sahen wir einige einfache 'Bänkli' die wir rasch ansteuerten, bevor es von anderen besetzt wurde.
Natürlich sahen wir auch die schönen Blumen, wer die nicht kannte der bekam 'Nachhilfe'von Nada. Ich fragte mich immer, wieso vergesse ich diese Namen dauernd? Nach 13:00 Uhr stiegen wir weiter hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf (wie kann es anders sein). Die ganz Schnellen bezwangen noch ein neues 'Gipfeli'. Wir andern steuerten zur 'Tankstelle', die Schnellen trafen auch bald ein. Der Nebel kam immer mehr auf uns zu, mit den Gondeln durchstiessen wir den Nebel, unten dann die Sonne.
Wir hatten Glück, kein Tropfen Regen, und wir konnten die Gegend doch geniessen im Kleinwalsertal. Viele 'weisse Grenzsteine' begegneten wir, angeschrieben mit K (Kleinwalsertal) und auf der anderen Seite B (Bayern nicht D wie Deutschland).
Das Bio-Genuss-Menü am Sonntagabend, genossen wir ab 18:00 Uhr, es gab 5 Gänge:
    1. Forellen-Creme, mit Linsensalat & Apfel-Birnenbalsam
    2. Cremesuppe von Gartenkräutern, mit römischen Bergkäse
    3. Sorbet von Pfefferminze & Apfel
    4. Rücken vom Walser Hirsch, mit Erdäpfel-Laibchen, Steinpilzen & Kirschen
    5. Dreierlei vom Riibi-Mais, mit Heidelbeeren
  Beni Bill

Montag, 29. Juni
Räge, Rägetröpfli, es rägnet of öisi Chöpfli, d.h. es ist ein Regentag. Was unternehmen wir an diesem Regentag?

Unsere Tourenleiterinnen schlagen vor im 10:00 Bus nach Oberstdorf zu fahren. Das machten nicht nur wir, andere Leute
hatten dies auch im Sinn und so war der Bus pumpenvoll. Alle mit Masken, wohlverstanden! Oberstdorf ist wahrlich ein «Sport Ort» vor allem im Winter. Er ist bekannt für die Vierschanzentournee. Nach dem einstündigen Schnupperrundgang führte uns der Bus nach Tiefenbach zum Einstieg in die Breitachklamm. Klamm = Schlucht. Nach einer schmackhaften Stärkung im Restaurant und nach Hinterlegung
unserer Adressen infolge Corona-Sicherheit, in Deutschland ist das vorgeschrieben, machten wir uns auf die ca. 1-stündige Wanderung durch diese Klamm auf. Diese Breitachklamm ist eine seit ihrer Erschliessung von 1904/1905 eines der grössten Naturwunder des Allgäus. Mit fesselnden Sehenswürdigkeiten hat sie einen touristischen Stellenwert. Über einige Brücken und Stiegen ging es stets «Stägeli uf, Stägeli ab» mal rechts mal links an tosendem Wasser vorbei. Alles gut gesichert. Eindrucksvoll zeigten sich die vom Wasser ausgespülten Felsen. Trümmer eines Bergsturzes im Jahre 1995 verstärkte die Szenerie über die Gewalt der Natur noch mehr. Beim Ausgang Berg, am Ende der Schlucht, verabschiedeten sich Viere von unserer Gruppe. Was sie noch alles erlebten kann die Schreiberin nicht sagen, auf
jeden Fall kamen sie im Hotel wohlerhalten an. Die restlichen Fünfe marschierten weiter im Regen der auch noch interessanten Breitach nach bis Riezlern. Aber wo entspring denn diese Breitach? Dieser Fluss entspringt in Baad zuhinterst im Keinwalsertal. Mit dem Zusammenschluss vom Bärguntbach, Derrabach und Duurabach führt er durchs ganze Tal. Er ist 21 km lang und mündet in die Iller nördlich von Oberstdorf. Dem Zufolge ist er ein internationaler Fluss, Österreich/Deutschland.
Fazit: Dieser Tag war trotz des ganztägigen Regens ein genuss- und erlebnisreicher Tag. Die vielen sehenswürdigen Naturereignisse haben in unseren Erinnerungen einen Platz gefunden.
Ein ganz herzliches Dankeschön an die beiden Tourenleiterinnen Nada und Annemarie.
Erika Iberg

Dienstag, 30. Juni
Mit der Gondel fuhren wir von Mittelberg aufs Walmendingerhorn (1946 m). Von dort aus nahmen wir nicht den Gratweg über die Ochsenhofer Köpfe - dieser wäre blau - weiss markiert gewesen - sondern den Weg hinunter und wieder hinauf über die Obere Lüchlealpe zur Ochsenhofer Scharte. Dort stieg die eine Gruppe ab zur Schwarzwasserhütte, während die andere noch das Grünhorn (2039 m) bestieg. Dort erwartete uns wieder ein schönes Gipfelkreuz und eine wunderbare Aussicht.
Beim Abstieg begegneten wir auch weniger versierten Bergwanderern, die wohl wegen der Coronakrise nicht an den Strand konnten und nun als zweite Wahl in die Berge gingen und denen mitunter elementare Kenntnisse fehlten: eine Frau z. B. hatte viel zu kurze Stöcke und musste einen grossen Buckel machen, um sich auf die Stöcke stützen zu können. Von einem unserer Gruppe wurde sie ermuntert, die Stöcke zu verlängern, was ihr dann ein ergonomisch besseres Absteigen ermöglichte. Ein junger Mann mit kurzen Hosen und ärmellosem T-Shirt hatte an seinen Extremitäten eine puterrote Haut. Er erklärte, er sei gestern im Nebel gelaufen - ohne Sonnencreme natürlich und hätte sich dabei einen Sonnenbrand geholt. Warum er seine geschundene Haut nicht mit Textilien bedeckte, blieb sein Geheimnis.
Auch die zweite Gruppe musste durch die Ochsenhofer Scharte, die sorgfältiges Absteigen und oft Riesenschritte erforderte. Die Schwarzwasserhütte war so überlaufen, dass wir statt in eine lange Schlange einzustehen mit coronabedingtem Abstand von 1.5 m es vorzogen, mit knurrendem Magen weiterzulaufen, um in der Alpe Melköde unser kulinarisches Glück zu suchen.
Unterwegs bildeten wir uns in Botanik weiter: Nada zeigte uns das Mehrblütige Wintergrün, die Akeleiblättrige Wiesenraute, das gefleckte Knabenkraut, das gelbe Läusekraut, die üppige Pestwurz, das gelbe Brillenschötchen, verschiedene Orchideen; die Heckenrose, die Flockenblume, die Distel, den Alpenmilchlattich und den Stengellosen Enzian kannten wir bereits.
Bei der Auenhütte nahmen wir den Bus ins Hotel - Wir waren 12,5 km gelaufen, 479 m hinauf und 1147m hinab, reine Marschzeit 5h 34'. Müde, aber glücklich freuten wir und auf das feine Abendessen im Hotel  Walserstuba.
Ursula Gasser

Mittwoch, 1.Juli  
Gut gestärkt mit einem ausgiebigen Frühstück begabe sich unsere Gruppe um 9:00 auf den Weg zur Kanzelwandbahn. Anschliessend gondelten wir hoch und erreichte die Bergstation um 9.30. Hier trennten sich unsere Wege, die eine Gruppe nahm einen etwas kürzeren Weg unter die Wanderschuhe und die 6 andern wanderten Richtung Kuhgehrenspitze. Um ca. 11:00 erreichten wir diese. Unterwegs konnten wir uns an den vielen Alpenblumen kaum satt sehen. Immer wieder leuchteten an den Hängen unzählige Enzianen in ihrem einmaligen, wunderschönen Blau. Um 12.00  erreichten wir eine Hütte bei der wir unsere Mittagrast verbrachten. Weiter führte unser Weg bergauf und um 13.00 trafen wir bei der Fiderepasshütte ein.  Hier machten wir eine ausgiebige Pause, während der sich Himmel immer mehr mit Wolken überzog. Als wir zum Aufbruch parat waren fing es an zu tröpfeln und regnete schlussendlich in Strömen, so dass wir es vorzogen diesen Wolkenbruch im Trocken vorübergehen zu lassen. Um 14:00 konnten wir dann ohne Regen absteigen bis wir zum Aufstieg zur Kanzelwandbahn gelangten. Ab hier regnete es unaufhörlich bis zur Bergbahnstation. Zudem hörten wir immerzu ein Donnergrollen so dass wir erleichtert waren, als wir um 16:10 die Bergstation erreichten. Die Wanderung war sehr schön, ein abwechslungsreicher kurzweiliger Weg. Jedoch wie immer hätten wir gerne auf den Regen  verzichtet. Er kam gute 2 Std. zu früh. Danke Nada und Annemarie für die schöne und gut geführte Tour.
Maria Marquardt

Donnerstag, 2. Juli
Der Wetterbericht war nicht optimal, so entschieden sich die Tourenleiterinnen für eine leichtere Wanderung. Kurz nach 10 Uhr gingen 11 Personen mit dem Bus zur Ifenbahn. Auf dem Panoramaweg genossen wir die Aussicht und die Blumen. Auf dem 500 metrigen Aufstieg haben 10 verzichtet, auf Grund der feuchten Erfahrung des Vortages. Ursula war tapfer und ging alleine. Der Weg zur Talstation unter kundiger Führung, war für uns eine Blumenexkursion; schön und lehrreich. Nach Kaiserschmarn und Kaffee ging es über einen schönen Wanderweg abwärts nach Riezlern. Herzlichen Dank den Tourenleiterinnen und den Blumenerklärern.
Dieter Marquardt

Freitag, 3. Juli
Unser letzter Wandertag - Auf sieben ist unsere Gruppe inzwischen geschrumpft: Maria und Dieter haben für nächste Woche bereits neue Reisepläne. Mit Ruth und Werner konnten sie zurückfahren.
Es brauchte ziemlich Optimismus - trotz der schlechten Prognose und dem rauschenden Regen - die Wanderung zu starten. Über Mittelberg brachte uns der Bus nach Baad. Unglaublich wie das Wasser von den Bergen in die Breitach und zu Tale rauschte. Hinten im Tal genossen vier Ziegen das saftige Gras und die 'Bergunt' Wirtin gab uns aus dem Fenster in breitem Walserdeutsch gute Ratschläge für den Rückweg. Ab Baad wanderten fünf Unermüdliche dem Regen trotzend dem Hang nach bis Mittelberg, zwei nahmen den Bus bis zum Hotel. Alle freuten sich, dass sie sich vom Regen nicht hatten abhalten lassen und so die gute Alpenluft geniessen und das schöne Alpental noch besser kennenlernen konnten.
Hanna Häusler