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d'Arpitettaz - Tracuit - Bishorn

Wo geht man - auf dem Weg hinauf zur Hütte - an Enzian, Männertreu und blühenden Alpenrosen vorbei und geniesst dabei erst noch beste Aussicht auf die Dent Blanche, auf den exponierten Arête-du blanc-Grat des Zinalrothorns und auf die 'Rückseite' des Weisshorns? Richtig, in diesen Genuss kommt, wer den Weg zur 'Cabane Arpitettaz' unter die Füsse nimmt. Die Hütte liegt auf 2786 m ü. M., schreibt sich, wie man auf der Hütte erfährt und anders als im SAC-Führer angegeben, mit vier 't' - also 'Arpittettaz' - und wird von der Section La Dole bewirtet. Interessant: Die Clubmitglieder wechseln sich dort Woche für Woche ab mit ihren Hüttendiensten.

Unsere kleine Sechsergruppe steigt am Sonntag nach spektakulärer Busfahrt von Zinal her (1675 m ü. M.) über den 'Pas de Chasseur' zur Hütte auf und geniesst dort nach der Ankunft einen ruhigen Nachmittag und Abend mit gediegenem Znachtessen. Die Hütte ist nicht übervoll, die Essstube stimmig und gemütlich, das Abendpanorama eindrücklich. Kurz vor 22 Uhr heisst es Nachtruhe.

Tagsdarauf heisst es, sehr angenehm, erst kurz nach 6 Uhr Tagwach. Der Abmarsch erfolgt dann eine Stunde später. Unser nächstes Etappenziel ist die 'Cabane Tracuit' (3259 (m ü. M.), von dort wollen wir, wie dem Titel zu entnehmen ist, am dritten Tag hinauf aufs Bishorn (4151 m ü. M.), den Viertausender, der direkt neben dem mächtigen Weisshorn steht. Die Tour aufs Bishorn, das ist klar, könnten Extremsportler von Zinal her vermutlich an einem Tag durchziehen. Sehr sportliche Bergsteiger würden es in zwei Tagen machen, am ersten Tag von Zinal direkt hinauf in die 'Cabane Tracuit' und am zweiten dann aufs Bishorn und zurück nach Zinal. Wir geben uns als Hobby- und Genusssportler drei Tage Zeit. So wird das Bishorn technisch zum 'WS-', aus Konditionssicht ist es jedoch immer noch eine 'C'.

Die Querung von der 'Cabane Arpittettaz' zur majestätisch gelegenen und hochmodernen 'Cabane Tracuit' nimmt nur wenige Stunden in Anspruch, zumal auf die Besteigung der 'Pointe d'Arpitettaz' aufgrund von unsicher wirkendem Geröll verzichtet wird. Das bietet die Gelegenheit, bei der zweiten Hütte noch einmal das ABC des Tourenwissens zu repetieren. Die Prüfung zeigt: alle Teilnehmer sind bereit für den Aufstieg.

Mit uns sind es auch zirka 50 andere Bergsteiger. Als wir am 11. Juli um 3.30 Uhr den Tag einläuten, herrscht in der Hütte emsiges Treiben. Alle frühstücken innerhalb von 15 Minuten und eine Gruppe nach der anderen nimmt anschliessend den Aufstieg über den Turtmanngletschär - Achtung, mit 'ä' geschrieben - in Angriff. Um fünf Minuten vor 5 Uhr brechen auch wir auf. Der Aufstieg über den Gletscher verläuft ohne Zwischenfälle und um wenige Minuten nach 8 Uhr erreichen wir den Gipfel. Ein kurzer Jubelmoment, das obligate Gipfelfoto, einen Augenblick lang den Blick schweifen lassen übers 360-Grad-Panorama, danach erfolgt der Abstieg. In einer ersten Etappe zurück bis zur Hütte, von dort steigen fünf von sechs weiter ab bis nach Zinal. In der Summe sind das am dritten Tag: knapp 900 Meter Aufstieg, etwas über 2400 Meter Abstieg. Am späten Nachmittag treten wir von Zinal aus die Heimreise an, mit besten Erinnerungen an drei Tage Traumwetter, spektakuläres Bergpanorama und ein einmaliges Gipfelerlebnis.
Thomas Färber