Top 25 Brienzer Rothorn

Die Zahlen sprechen für sich: Insgesamt 33 Kilometer Distanz, davon 3200 Höhenmeter hinauf und 2800 Höhenmeter hinab. Das Ganze verteilt auf zwei Tage. Der erste Tagesmarsch nimmt sechs Stunden und der zweite ungefähr 8 ¼ Stunden in Anspruch; immer mit Pausen gerechnet. Ja, die Überschreitung Brünigpass-Harderkulm ist eher eine Alpinwanderung der anstrengenden Sorte. Kondition und Trittsicherheit sind gefragt, denn der Grat ist phasenweise doch recht stark exponiert. Wer die Mühe aber auf sich nimmt, wird bei gutem Wetter belohnt mit atemberaubender Panoramaaussicht auf Wetterhorn, Schreckhorn und Eiger, Mönch und Jungfrau zur einen Seite und Rigi, Pilatus und Schrattenflue zur anderen Seite. Ausserdem gehören Begegnungen mit Steinböcken auf dem Brienzergrat fast schon zur Tagesordnung. Auch Waldeidechsen und Edelweiss können bei den richtigen Verhältnissen gesichtet werden. Die Panoramasicht und Steinbockbegegnungen hat die kleine Vierergruppe, die am Freitagmorgen, 8. Juli, am Bahnhof Brugg aufbrach, in vollen Zügen erleben können, Waldeidechsen und Edelweiss dagegen blieben unentdeckt.

Warum die Überschreitung Brünigpass-Harderkulm zum 'ganz grossen Kino' der Gratwanderungen gezählt wird, eröffnete sich den Teilnehmenden schon bald nach dem Start auf dem Brünigpass (1008m). Nach steilem Aufstieg zu Beginn wechselte das Grüppchen schon bald in die 'gräsige' Spur auf dem Grat - und verlies sie in de Folge nicht mehr. Die Gratwanderung war geprägt von einem permanenten Auf und Ab, hier mal 300 Meter hinauf auf einen Gipfel, dort wieder 200 Meter hinunter, nur um wieder den nächsten Anstieg in Angriff zu nehmen. Es gibt zum Teil zwar die Möglichkeit, die Gipfel an ihrem Fuss zu umgehen, echte 'Gratpuristen' aber nehmen so viele Güpfi wie möglich mit. Nacheinander aufgezählt ging es so übers Wilerhorn (2004m), den Höch Gumme (2205m) und den Arnihaaggen (2207m) aufs Brienzer Rothorn (2348m) im Kanton Luzern, den Top 25-Gipfel, den es zu erreichen galt. Tagsdarauf folgte eine 21 Kilometer lange Gratwanderung übers Briefehörnli (2165m), das Tannhorn (2221m), das Allgäuhorn (2047m), das Schnierenhörnli (2069m), das Gummhorn (2040) und das Augstmatthorn (2137m). Den Abschluss markierte ein sich lang hinziehender Abstieg bis nach Harderkulm (1322m).

Gut Kraft getankt hatte die Gruppe im Berghaus Rothorn, wo es am Abend des ersten Tages nicht nur eine frische Dusche, ein leckeres Essen und bequeme Betten gab, sondern wo auf dem Schongütsch Sonnenunter- und aufgang im Bilderbuch-Stil warteten. Die Gruppe hatte es durchwegs gut und unterhaltsam. Der Korpsgeist stimmte, es gab viel zum Schmunzeln und darüber hinaus spannende Gespräche, die von Geologie, Höhlenforschung und Tieferlagerung handelten, das Thema der 'explosiven Magenentleerungen'  streiften und Charakter und Wesen der Tourenleiterausbildungen beleuchteten. Kurz: Die Tour war ein Erlebnis, das keiner der Teilnehmenden missen möchte.

Tourenbericht: Thomas Färber
Fotos: Urs Sandfuchs