Top 25 Dufourspitze

Freitagmorgen um 05:43 trafen wir uns am Bahnhof Brugg, nun ja von den acht Teilnehmern waren es gerade mal zwei. Die Restlichen gesellten sich entlang der Reisestrecke hinzu. Bei der Ticketkontrolle im Zug stellte sich heraus, dass jemand aus unserer Gruppe anscheinend gerne mit gehobenem Standard reist und sich ein 1. Klass Billet geleistet hatte.
In Zermatt angekommen liefen wir schnurstracks zu den Bergbahnen und erreichten in knapp eineinhalb Stunden das kleine Matterhorn. Von da an ging es bei fortgeschrittener Tageszeit und angenehmen T-Shirt Temperaturen Richtung Castor. Eine Kopfbedeckung im 'Crocodile Dundee' Style löste zudem eine allgemeine Erheiterung aus. Nun auf dem Gletscher wurde uns schlagartig bewusst was der
schneearme Winter und die warmen Temperaturen angerichtet hatten. Dies musste natürlich mit einem spontanen, kurzen Ausflug in einen kleinen Spalt noch genauer überprüft werden. Am Fusse des Castor mussten wir feststellen, dass die ehemalige WS Tour durch die Temperatur bedingten Veränderungen auch etwas anspruchsvoller geworden ist. Zum guten Glück hatten wir mehr als genügend Eisschraube dabei. Oben auf dem Gipfel erreichte uns dann allerdings eine grosse Wolke und es war fertig mit der Aussicht. In der Hütte angekommen genossen wir unser Abendessen und gingen bei Zeiten zu Bett.

Unser Programm für den Samstag mussten wir wegen den Bedingungen anpassen. Aus dem bekannten Liskamm wurde der weniger bekannte Naso, ebenfalls ein 4'000er. Die Tour war ebenfalls interessant und wieder haben wir fast alle unsere Eisschrauben benötigt. Kurz nach Mittag waren wir auf der zweiten Hütte, assen etwas zu Mittag und gönnten uns einen Nachmittagsschlaf. Später spielten wir ein paar Runden UNO, assen zu Abend und gingen früh ins Bett. Einigen anderen Gästen schien anscheinend noch niemand mitgeteilt zu haben, dass es nicht zwingen Notwendig ist mit der Stirnlampe auf maximaler Helligkeit alle Betten abzusuchen, ob alle auch tatsächlich schon schlafen.Irgendwann kehrte dann doch Ruhe ein und wir bekamen noch ein paar Stunden Schlaf.

Um 02:30 klingelten unsere Wecker und wir machten uns bereit um direkt nach dem Morgenessen los zu gehen. Wir reihten uns mit gut einem Dutzend anderen Seilschaften ein um den Spaltenbereich des Gletschers Richtung Lysjoch zu überqueren. Mit einer spanischen Seilschaft schien es ein kleines Kommunikationsproblem gegeben zu haben. Anscheinend verstanden sie unser 'hee nei so ned!' als Aufforderung die Abstände in unsere Viererseilschaft aufzufüllen.
Glücklicherweise konnte die Situation mit einem kräftigen Zug am Seil der Stierkämpfer und einem internationalen bekannten 'Fuck you' gepflegt gelöst werden. Weiter ging es entspannt auf die Zumsteinspitze von welcher wir die super schöne Morgenstimmung genossen. Danach ging es über den schmalen Firngrat am Grenzsattel und an den Einstieg des Felsgrats zur Dufourspitze. Den Grat
erklommen wir ziemlich effizient in eineinhalb Stunden und waren fast völlig alleine. Auf dem Gipfel machten wir eine schaurige Entdeckung, anscheinend war jemandes Verlangen seine Notdurft zu verrichten so dringend, dass er oder sie 50cm vor dem Gipfelkreuz seine Spuren hinterlassen musste. Natürlich machten wir noch unser obligates Gipfelfoto. Wir staunten allerdings nicht schlecht als sich plötzlich ein österreichischer Reporter vorstellte der von der anderen Seite her ankam. Ob sich unser Vorhaben mit den Kantonshöhepunkten bis ins Nachbarland verbreitet hat? Aber wir wurden schnell eines Besseren belehrt, er war der Meinung wir hätten den Gipfel nun genügend lange in Anspruch genommen und sollten uns jetzt bitte wieder verziehen. So viel Frechheit wusdten wir spontannichts entgegen zu bringen und machten uns an unseren langen Abstieg. Weg vom Fels ging es wieder auf den Gletscher. Das befürchtete Spaltenlabyrint blieb glücklicherweise aus und wir erreichten die Monte-Rosa Hütte für einen kurzen Zwischenstopp. Plötzlich wurde die Zeit dennoch knapp und wir mussten uns beeilen unseren Zug noch zu erwischen. Dies hatte auch geklappt jedoch blieb der Zug unterwegs liegen. Mit der letzten Verbindung schafften wir es knapp vor Mitternacht zurück nach Brugg.
Besten Dank an Marc für die gute Organisation und die super Führung.
Cyril Obrecht

Fotos: Philipp Hausmann