Früh in der Kälte trafen wir uns, um schnell in den langsamen Kanton zu fahren. Der Umwelt zu liebe und um auch nächstes Jahr noch Eisklettern zu können, haben wir das Auto bis auf den letzten Platz gefüllt. Bis in Frutigen Bergführer Peter auch noch im Auto Platz nahm. Von dort fuhren wir fast direkt in die Engstligenalp in den Eisklettergarten. Unsere Rucksäcke deponierten wir in der Sonne und stiegen ab in den kalten Schatten. Bei relativ warmer Lufttemperatur von -12° betrug die Abwesenheit von Wärme auf der Eisoberfläche -28,5°. Sämtliche Teilnehmer ließen die Zunge in der Mundhöhle und verzichteten auf die Mutprobe. Von den Basics des sauberen Stehens über die Standardbewegung bis zum anspruchsvollen Säulenklettern wurden wir von Peter geschult. Als Vorbereitung auf den Vorstieg haben wir das Limit einer Abalakov ausgetestet. Fünf von Kraft strotzende SACler rissen vergeblich an wenigen Zentimetern Eis. Kontinuierlich hat Peter die Abalakov geschwächt, indem er das Eis abgetragen hat. Erst als das Seil durch das Eis sichtbar wurde, gelang der Kraftakt. Positiver Nebeneffekt: Wir konnten uns auch noch von der Festigkeit der Eisschraube, die als Hintersicherung diente, überzeugen. Wie jedes Jahr hat uns die letzte Talfahrt der Bahn zum Aufhören gezwungen. Hungrig steuerten wir die erste Beiz an. Danach ging es nach Kandersteg in das Rendez-vous, wo wir das Zimmer mit Eisfreunden der anderen Art teilten. Die waren Eisfischen, Alte (gemäß ihren exakten Worten). Um den Adrenalinspiegel zu senken, wurden bis spät in die Nacht tiefgründige Gespräche geführt. Bis wir durch das Schnarchen der Fischer daran erinnert wurden, zu schlafen. Am zweiten Tag ging es direkt hinter der Unterkunft im Öschi Wald los. Dank wesentlich angenehmeren Oberflächentemperaturen und Lufttemperaturen im einstelligen Minusbereich fanden wir perfekte Eisbedingungen vor. Der Fokus des zweiten Tages lag auf dem panikfreien Vorsteigen und der Umsetzung des am Vortag Gelernten. Neben reinem Eisklettern gab es auch Herausforderungen im Mix- und Dry-Gelände. Um sicherzustellen, dass alle müde nach Hause gehen können, haben wir uns an der SAC-Expeditionsteam-Selektions-Dry-Tool-Route gemessen. Manche hätten die Selektion nur knapp verpasst, andere blieben bodennah und werden die Expedition im Fernsehen verfolgen müssen. Als alle gepumpt waren, genossen wir noch den letzten Theorieblock zum Thema Eisschrauben, Pickel und Steigeisen schleifen. Gestärkt durch eine Portion Pommes gingen wir auf den Heimweg.
Fazit: Wir freuen uns auf das Eiskletterwochenende im nächsten Jahr.