Die Wetterprognose hatte für die ganze Woche schlechtes Wetter vorausgesagt und so war es denn auch. Auf der Anreise war es noch sonnig. Im Hotel Spöl in Zernez machen wir einen Mittagshalt, wo wir uns erstmals treffen. Danach geht es über den Ofenpass, Vinschgau, Meran, Lana ins Ultental nach St. Gertraud zu unserem Hotel «Ultnerhof».
Montag, «In die Wänd 2754 m»
Mit 3 Autos fahren wir über die mit etwa 10 cm Neuschnee bedeckte Strasse zum Weissbrunn Stausee. Marcel spurt über den zugeschneiten Wanderweg hinauf dann über eine sehr schmale Holzbrücke. Der Nebel und Schneefall lassen nach und wir können die Konturen der Landschaft gut ausmachen. Bei der Oberweissbrunn Alm auf 2200 m rasten wir. Siehe da, die Sonne macht sich bemerkbar, was zwar schön ist, aber «Stögel» gibt. Wir wachsen unsere Felle, sie gleiten dann besser. Die Neuschneemenge nimmt zu, verdecken die Steine und machen das Spuren mühsamer. Spitzkehren um Spitzkehren steigen wir mit Sicherheitsabstand die letzten 200 Hm bis zum Vorgipfel. Der Wind und dichter werdender Nebel verhindern eine gemütliche Rast. Ganz vorsichtig fahren wir den Spuren von Marcel nach. Erst bei der Hütte wird die Sicht besser, nicht aber die Schneequalität.
Dienstag, «Welscher Berg 2632 m»
Der Tag beginnt recht freundlich, vermutlich der schönste Tag der Woche. Gleich hinter dem Hotel starten wir auf dem schneebedeckten Weg unsere Skitour. Anfänglich ist das Kirchbergtal flach. Erst nach der Abzweigung zum Welschen Berg auf dem Wanderweg im Wald wird es richtig steil. Die warmen Temperaturen haben auch einen Vorteil, die Harscheisen werden die ganze Woche nicht gebraucht. Endlich lassen wir den Wald hinter uns. Es kommt eine grosse weite Alm. Nach einer kurzen Pause geht das Spuren weiter, es gibt wieder «Stögel» und wir sind langsam. Im Wechsel haben wir Wolken, Sonnenschein und Schneefall. Wenige Höhenmeter unter dem Gipfel kehren wir um. Die Abfahrt im Pulver bis zur Waldgrenze geht wunderbar, dann wird es um die Lärchen eng, irgendwie den Aufstiegsspuren nach, kommen wir alle gut durch. Fahren über die breite Holzbrücke und weiter flach zurück zum Hotel.
Mittwoch, «Breitbühel 2287 m»
Wir starten bei Regen, der in Schneeregen übergeht. Dieser Berg ist eine Kuppe im Wald und bietet eine wunderschöne Rundumsicht. Man würde fast das ganze Ultental sehen. Dieser Berg hat aber den Ruf als Schlechtwettertour, da er ungefährlich und leicht zu machen ist. Auch heute muss der nasse Schnee gespurt werden. Die Abfahrt vom Breitbühel durch den nassen Schnee könnte schöner sein. Auf der Forststrasse haben wir einander wegen dem bremsenden Nassschnee wie ein «Zügli» gestossen. Die letzten Meter über die Wiese war eher ein Pflügen als ein Fahren.
Donnerstag, «Karspitze 2752 m»
Heute ist Cindy mit Schneeschuhen dabei, die uns bis zur Kirchberg Alm, wo wir die erste Pause machen, begleitet. Ich entscheide mich kurzfristig mit Cindy zurückzugehen. Für die übrigen heisst es steil den Wald hoch zur Seeberg Alm. Auch heute ist es warm mit wenig Sonnenschein und der Wind bläst. Ich fahre mit den Ski zurück und Cindy kommt mit den Schneeschuhen nach. Wir schicken ein WhatsApp, dass wir gut angekommen sind im Hotel.
Bei den anderen verändert sich die Lage. Es liegt etwa ein halber Meter Neuschnee und der starke Wind beunruhigt Marcel. Bei der zweiten Pause hat Marcel entschieden auf den Gipfel zu verzichten und nur noch eine bescheidene Kuppe bei 2520 m anzusteuern. Plötzlich beobachten sie wie eine grosse Lawine vom Nordhang von der Karspitze abgeht. Sie kehren bei der Kuppe um und fahren bei wunderschönem Pulverschnee zurück ins Tal. In der Zwischenzeit sind weiter unten im Kirchbergtal Nassschneelawinen abgegangen. Zum Glück gingen Hedwig und Cindy frühzeitig zurück. Am Abend haben wir in einer Feedbackrunde die Ereignisse ausführlich diskutiert, was wertgeschätzt wurde. Erst für den Folgetag wurde das Lawinenbulletin auf «erheblich» angehoben.
Freitag, «Seespitze 2415 m»
Mit zwei Autos fahren wir nach St Nikolaus und parkieren am Strassenrand. Bei leichtem Regen, Vogelgezwitscher und fein riechendem Holz tragen wir zuerst unsere Ski die Forststrasse hoch. Bei der zweiten Kehre zweigt der Wanderweg ab. Der Weg ist schmal, manchmal liegt Schnee, manchmal müssen wir zirkeln und auch über umgestürzte Bäume steigen, ein richtiges Abenteuer. Über den Zaun und dann den Bach überqueren. Nach der Pause steigen wir weitere 1½ Std. bei Schneefall durch offenes Gelände zur Madritscher Alm 1950 m. Eine schöne Alphütte mit Vordach lädt zur Rast ein. Es hellt etwas auf und wir können die Seespitze ausmachen. Die Mehrheit der Gruppe hatte jedoch genug. Wir nutzen die Zeit mit LVS und Lawinenkunde und machen eine kurze LVS-Übung. Die ersten Schwünge sind ganz ordentlich, aber weiter unten wird es nass und tief. Wir sehen auf der anderen Talseite unsere Aufstiegspur. Unterhalb 1400 m ist Ski tragen oder Ski aufbinden angesagt. Marcel und Mathias holen die Autos und wir fahren zurück ins Hotel.
Samstag, «Urlärchen und Heimreise»
Schnee und Regen. Etwa um 10 Uhr verlassen wir das Hotel und fahren zu den Urlärchen unterhalb von St. Gertraud. Die 3 Lärchen sind etwa 2000 Jahre alt. Den Stürmen haben sie getrotzt, nur die Baumwipfel sind weg. Die dickste Lärche hat einen Umfang von etwa 8 Meter. Eine sehenswerte Attraktion! Auf der Heimfahrt treffen wir uns noch einmal in Zernez zum Mittagessen, wo wir uns verabschieden.
Ich bedanke mich im Namen von allen Teilnehmenden herzlich für die kompetente Führung von Marcel. Marcel hat uns gekonnt und mit viel Engagement jeden Tag eine Skitour angeboten und dies bei schlechten Schneeverhältnissen, zu warmen Temperaturen und leider mehrheitlich ohne Sonnenschein. Und wir haben die Skitourenwoche im Ultental, wenn auch nur mit einem «Gipfelerfolg» trotzdem genossen. Danke!
Tourenbericht: Hedwig
Fotos: Alle