Chasseral

Es war aber nicht am 15. , sondern am 14. Februar, an dem unsere Schneeschuhtour stattfand, denn wegen schlechter Wetterprognose für Donnerstag musste die Tour um einen Tag vorgezogen werden, was dann die Teilnehmerzahl halbierte: Am Mittwoch war es nur noch fünf Personen möglich teilzunehmen. Die Verschiebung lohnte sich, es war zwar nicht ein Traumtag mit eitel Sonnenschein, sondern viel besser: Erst geheimnisvolle wechselnde Nebellandschaften, manchmal einhüllend, dann wieder den Blick freigebend ins verschneite Umland unter uns, dann plötzlich einen Quadratzentimeter blauen Himmel, dann fiel der Nebel wieder, ganz nach Hermann Hesse:
    Seltsam im Nebel zu wandern!
    Einsam ist jeder Busch und Stein,
    Kein Baum sieht den andern,
    Jeder ist allein.
Am Nachmittag kam dann die Sonne:
    O güldne Sonne
    Voll Freud und Wonne!
Wir wanderten vom Langlaufzentrum in Les Prés d'Orvin (1118m) über Weiden und lichte Baumgruppen und riesige, alte, verknorzte, z.T. vom Wind beschädigte Einzelbäume, meist Ahorn, hinauf zum Grat des Chasserals. Unser Weg war häufig ein bisschen unterhalb des Grates auf der Wanderwegroute, von andern Schneeschuhläufern oder maschinell verfestigt, teilweise auch auf der Skaterspur der Langlaufloipe. Den Sendeturm des Chasserals (1607m) sahen wir wegen Nebel lange nicht, was Enttäuschungen vermied, denn er scheint nah und ist doch fern. Als wir ihn endlich aus dem Nebel auftauchen sahen, setzte sich auch die Sonne durch, was dann zu einem Problem führte: ununterbrochen fielen kleinere oder grössere Eisstücke hinunter - sich nur nicht unter den Turm begeben. Es gab zwar Warntafeln, aber die, auch die Büsche waren vom Rauhreif  völlig zugedeckt und verhangen. Eine zauberhafte Winterlandschaft, viel Schnee, nicht leergefegt vom Wind wie sonst oft und dazu noch eine fliehende Gemse (oder war es ein Reh?).
Hier war der Wendepunkt der Schneeschuhwanderung, nördlich unterhalb des Grates ging es zurück. Bei der Vacherie de Nods verzehrten wir  unser Mitgebrachtes, begannen aber trotz Sonne bald zu frieren und waren dann froh, in der Métairie du Milieu trotz Wirtesonntag einkehren zu können und etwas Warmes zu geniessen, wegen einem Familienfest war sie ausnahmsweise offen. Weiter unten bei Les Colisses du Bas sahen wir auf einer Weide im Schnee scharrende Bisons, Tipis und das Wildwestportal einer Bisonranch und erinnerten uns an die Massaker an den Bisons im 19. Jahrhundert im Wilden Westen.
Viel wunderbarer Schnee,  Rauhreif, Nebelspiele, Baumpersönlichkeiten, das Alpenpanorama, Bisons, ein paar Schweisstropfen und müde Glieder - das war unsere Schneeschuhtour auf den Chasseral mit Kurt Thoma.
Ursula Gasser