Kleine Venterrunde

Montag, 20.8.2018
Tag 1: um 06.00 Uhr war der Treffpunkt für die Teilnehmer beim Bahnhof Brugg angesetzt. Für diese Hochtourenwoche haben sich 10 SAC-ler angemeldet. Mit zwei Autos fuhren wir los in Richtung Ötztal. Ein Fahrzeug wählte den Weg über die A1 St. Gallen - Diepoldsau. Das andere Fahrzeug fuhr die A3 Sargans - Ruggell.
Wir wollten den Kaffeehalt bei der Autobahnraststätte Imst einnehmen. Doch dies misslang, da die Raststätte nicht mit Imst angeschrieben ist, sondern mit Mils und das schneller vorankommende Fahrzeug die Ausfahrt dadurch verpasste. So trafen wir uns dann zum Kaffeehalt in Ötz - der ersten Gemeinde, bevor es das Tal hineingeht.
Um ca. 11.30h erreichten wir Vent - 1896 MüM. Die Wanderschuhe wurden geschnürt, die Rücksäcke angeschnallt und die Seile zum Tragen verteilt.
Der Weg zur Martin Busch Hütte ist einfach zu begehen. Es geht stätig auf einem angenehmen Fahrweg bergauf. Der Weg ist allerdings aufgrund Steinschlagschäden gesperrt und es muss ein kleiner Umweg in Kauf genommen werden. Nach einer Mittagspause bei der Schäferhütte erreichten wir das Tagesziel nach ca. drei Stunden. Schön im Blickfeld hatten wir den Similaun - das Tagesziel von Tag 2.
Die Martin Busch Hütte liegt auf 2501 MüM und gehört dem DAV Berlin. Ein Vorgängerbau der heutigen Martin-Busch-Hütte war die 1877 errichtete Samoarhütte, die 1961 von einer Lawine zerstört wurde.

Es ist eine grosse Hütte mit ca. 110 Schlafplätzen, guten sanitären Anlagen inkl. Duschen und feiner Küche. Wir konnten aus drei Hauptgängen auswählen. Die Hütte liegt auf dem bekannten Fernwanderweg E5 Obersdorf - Meran. Entsprechend voll war dann auch die Hütte. Der Hüttenwart hat uns 10 in einen grösseren Schlag einquartiert, was den Vorteil hatte, dass wir unter uns bleiben konnten.
Am Nachmittag genossen die einen dann die Nachmittagssonne auf der Terrasse und andere hielten die Stellung im Innern bei Weizenbier oder Radler und dann flog noch ein schöner grosser Bartgeier über die Hütte.
Annika Breu

Dienstag 21.08.2018
Der Gipfel des Similaun ist unser heutiges Ziel. Gestern hat Heinz ihn beim Aufbruch in Vent gezeigt, weit hinten im Tal, eine hohe Pyramide mit Gletscherflanken. Beim Start heute Morgen vor der Martin Buschhütte, 2500m, sehen wir den Similaun nicht, er ist von einem näheren Felsmassiv verdeckt. Unter blauem Himmel gehen wir in ein schattiges Tal, an dessen Ende auf der rechten Seite eines Passes die Similaunhütte am Grat steht, das ist unser erstes Ziel. Der Weg führt durch karge Felslandschaft mit Gesteinsbrocken und Schutt, viele Steine sind intensiv rotbraun gefärbt, wie mit rostigbrauner Brühe übergossen, ein Zeichen für den Eisengehalt des Gesteins.
Nach 1 ¾ Stunden erreichen wir die Hütte auf 3019m. Die Rucksäcke werden entlastet und auf das nötige Tagesgepäck reduziert, die Zahnbürste werden wir nicht brauchen!
Nach einem kurzen Abstieg durch Felsbrocken gelangen wir an den Rand des Gletschers, montieren die Steigeisen und seilen an, zwei Dreier- und eine Viererseilschaft brechen auf. Heinz, Janine und Hansueli übernehmen die Führung. Blankes, aber aufgerautes Eis und Schutt knirschen unter den Steigeisen. Der Gletscher ist gut zu begehen, erst nach einer Stunde queren wir eine grössere Spalte und wenige kleinere. Ab etwa 3300m liegt noch Schnee auf dem Eis, das Gehen wird weicher und leiser, und bald erreichen wir den Felsgrat am südlichen Rand des Gletschers. Nach kleiner Pause kraxeln wir auf den Eisen dem Grat entlang zum Gipfel, meist über Felsbrocken und Schutt, manchmal wieder über Eis.
Der Gipfel auf 3600m wird von Süden her mit Nebelschwaden eingehüllt, nach Norden ist der Blick frei ins Tal von Vent und in die hohen Gipfel im Nordwesten, Fluchtkogel, Wildspitze und viele weitere. Auffällig sind die dünn wirkenden Gletscherzungen, bläulich oder grau vom Schutt, die wie zu knappe Kleider die Felsflanken bedecken. Die kurze Pause reicht für Gratulationen und ein Gipfelfoto, und bald brechen wir wieder auf. Der Abstieg gestaltet sich problemlos, das Gehen auf den Eisen fährt aber in die Oberschenkel, die abends dann von einigen gepflegt werden müssen!
Schon um 14 Uhr sind wir zurück in der Hütte, und wir geniessen Bier, Apfelstrudel und Holunderschorle. Der Genuss verdoppelt sich durch das gute Gefühl, ihn auch wirklich verdient zu haben!
Heinz hat uns ein grossartiges Erlebnis ermöglicht, herzlichen Dank für die Planung und die souveräne Leitung!
Ruedi Hintermann

Mittwoch 22.08.2018
Nach einer verregneten Nacht gab es um 6:30 Uhr Frühstück. Nachdem sich alle gestärkt hatten, starten wir um 7:15 Uhr mit unserer Tour direkt hinter der Similaun Hütte. Auf einem zum Teil mit Seilen versicherten, sehr schönen Steig ging es mit dem Panorama von Similaun und Hinterer Schwärze im Rücken zur Ötzi Fundstelle. Nach einer Stunde Weg erreichen wir diese, das erste Ziel des heutigen Tages. Nach einer kleinen Rast und einem Gruppenfoto ging es weiter zum höchsten Punkt der heutigen Tour: dem Hauslabjoch mit 3279m. 
Hier legen wir unsere Gletscherausrüstung an und teilen uns wieder in drei Seilschaften auf.
Von nun an geht es bergab, zuerst über den verspalteten Hochjochferner, dann über einen schmalen Wanderweg. Auf dem Weg haben wir grossartige Aussicht auf die Gletscher und Gipfel im Ötztal. Nach ca. 2 Stunden Weg runter erblicken wir unser heutiges Tagesziel, das Hochjoch-Hospiz, aber bis dahin geht es noch weit ins Tal hinab. Nachdem wir einen der vielen Bäche überquert hatten, schien die Hütte zum Greifen nah. Und so wunderten wir uns, dass auf dem Wegweiser noch eine Stunde angeschrieben war. Nach einer kurzen Rast und einem kleinen Anstieg sehen wir den Grund für die lange Wegzeit auf dem Schild: wir müssen noch zu einem weiteren Bach absteigen und dann wieder einige Höhenmeter hoch zu unserem Ziel. Nach insgesamt 5 1/2 Stunden haben wir es dann endlich geschafft.
Thomas & Bianka  Kölbl

Donnerstag: 23.08.2018
06:30 Uhr: der Wecker klingelt. Es heisst sich aus den durchgelegenen Matratzen zu schälen und den Rucksack so zu packen, dass sich die Kilos nur halb so schwer anfühlen. Dann geht's ab zum Frühstück.
07:10 Uhr: treffen vor der Hütte, alle sind bereit.
07:15 Uhr: Aufbruch vom Hochjochhospiz (2412m) bei sonnigem Wetter  mit freudiger Erwartung in Richtung Guslarspitzen. In der Truppe herrscht reges Schweigen, noch sind wir nicht ganz aufgetaut.
07:30 Uhr: Zeit zum Jacken ablegen, langsam wirds wärmer. Der Weg führt stetig bergauf durchs hagere grün über gut begehbare Wege. Alles still nur ein paar besonders grüne Schafe kreuzen unseren Weg.
Dort, ein Schmetterling, doch bevor Heinz mit geübten Griffen die Kamera zücken kann, ist er auch schon weg. Ein kurzes Raunen geht durch die Truppe, doch wieder schweigend geht es weiter den Berg hinauf, mittlerweile nass verschwitzt.
08:15 Uhr: kurzer Pit Stop, auffüllen des Tanks und weiter geht es immer richtig Spitze. Das Kreuz ist schon in Sicht und mit frohen Erwartungen wacht nun auch die Gesprächsfreude der Truppe auf.
09:10 Uhr: am Gipfel. Die mittlere Guslar Spitze ist mit ihren 3126m erklommen. Alle gratulieren sich stolz. Die Kameras werden gezückt und Fotos von der Aussicht auf das Skigebiet, das den passenden Namen 'schöne Aussicht' trägt gemacht und auch das Gruppenfoto wird natürlich nicht vergessen. Bis nach Vent kann man von hier aus gucken und einen kurzen Blick auf die morgige Tour bekommen wir auch.
09:40 Uhr: ein Gipfel reicht uns noch nicht, die hintere Guslar Spitze (3147m) wird mit nicht weniger ehrwürdigem Schritte  erklommen.
10:00 Uhr: nach dem doppelten Gipfelhochgefühl geht es nun an den Abstieg. Ausgerüstet mit Stöcken geht es den zu Anfang recht steilen weg hinab. So zieht der Kleine-Venterrunden Express seine Bahnen durch den Schotter, den Daniela sehr passend mit einer Mondlandschaft vergleicht.
10:40 Uhr: es liegt etwas in der Luft. Nur Heinz riecht es. Nein, Thomas kann es auch riechen. Das muss der Duft des Weizenbier sein.
Der Bergführer legt nach einen Zahn zu und noch 40 Minuten bis zur Hütte.
11:30 Uhr: Ankunft  an der Vernagthütte auf 2766m Höhe. Hier wird uns das Weizenbier schon wortlos in die Hand gedrückt. Die wohlige Erfrischung haben wir uns verdient.
Maren Rikert

Freitag 24.08.2018:
Der Freitagmorgen wurde mit Regen und Gewitter vom Wettergott angesagt.
Somit wurde beschlossen, dass wir direkt nach Vent absteigen und die Hochtour Fluchtkogel nicht durchführen werden.
Nach einem feinen Frühstück wanderten wir gemächlich Richtung Vent.
Der Abstieg war abwechslungsreich.
Viele Schafe  beäugten uns, jedoch auch wir begutachteten die zum Teil sehr hochbeinigen Schafe, welche wir hier bei uns zu Hause (jedoch leider genügend andere) mit so langen Beinen nicht kennen.
Schön geformte Steinplatten mit wellenförmigen Farbverläufen, verschiedene Koniferen und Bachläufe wechselten sich im Naturbild ab.
Eine Hängeseilbrücke von 46m Länge und 31m Höhe spannt sich über die Rofnerschlucht, welche wir überquerten.
Vor der Hängeseilbrücke liegen die beiden Rofnerhöfe, die eine berühmte Haflingerzucht beherbergen.
Kurz vor Vent wanderten wir durch den Kunst Weg, wo berühmte Künstler ihre Werke aus Stein ausstellen.
Als wir in Vent ankamen, hatte der Wettergott immer noch ein gutes Einsehen mit uns und wartete mit dem Regen zu.
Wir durften unsere schöne Tour durch das Oetziland mit Kaffee und Apfelstrudel in einem Gartenrestaurant abschliessen.
Heinz, danke für deine kompetente Führung. Wir freuen uns jetzt schon auf ein nächstes Mal.
Daniela Suter