Lötschental

1. Tag Selden im Gasteretal - Lötschenpass
Im Zug nach Kandersteg gab unser Tourenleiter Hansueli Fehlmann den etwas erstaunten Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Merkblatt mit Verhaltensregeln ab, damit bei deren Befolgung, die Tour für alle zu einem schönen und risikoarmen Erlebnis wird: 'Das Tempo richtet sich grundsätzlich nach dem schwächsten Teilnehmer. Schnellwanderer müssen ihr Tempo anpassen. Auf einer T3-Tour darf es keine Sonder-, Voraus-, Blüemli- oder Fotogruppen geben, ohne Absprache mit dem Tourenleiter. Dieser trägt die Verantwortung, dass alle wieder wohlbehalten nach Hause kommen.' Ich meine, wir Teilnehmer sollten im eigenen Interesse, durch die Beachtung dieser Grundsätze, den Tourenleiter bei seiner verantwortungsvollen Aufgabe unterstützen. Nur ein Tourenleiter, der sich zusammen mit den Teilnehmern über eine gelungene Tour freuen kann, wird wieder bereit sein, eine neue Tour zu leiten.
In Kandersteg angekommen, wartete bereits der Kleinbus, der uns entlang der Kander, nach Selden im Gasteretal fahren sollte. Dort angekommen, genügte ein Blick hinauf zu den sonnengebräunten Holzhütten auf der Gfelalp um uns klar zu machen, was uns erwartete: viele Schweisstropfen beim sehr steilen Aufstieg! Der Weg verlief zum Glück im Wald, so dass sich die Anstrengung beim Anstieg in Grenzen hielt. Nach der Mittagsrast auf einer flachen Anhöhe oberhalb der Baumgrenze durchquerten wir ohne Probleme ein längeres Schneefeld. Anschliessend führte der Weg durch eine Geröllhalde, weiter oben gefolgt von einem felsigen Weg, der teilweise mit einem Drahtseil gesichert war. Etwas irritiert und belustigt beobachteten wir einen Berggänger, der langsam mit blossen Füssen auf dem felsigen Weg vor uns hinaufstieg. Ich spürte allerdings kein Verlangen, meine schweren Bergschuhe mit der dicken Profilsohle auszuziehen und es ihm gleichzutun. Jedem das Seine! Weit oben am Horizont sahen wir einen weiteren Berggänger, ebenfalls ohne Bergschuhe - eine Gämse, die wohl etwas verwundert, vielleicht auch mitleidig, auf uns Wanderer herabsah. Nach 1'218 m Aufstieg hatten wir den Lötschenpass (2'690 m) erreicht und stärkten uns auf der sonnigen Terrasse der Hütte mit einer Suppe oder einem Getränk. Der Abstieg ins Lötschental war steil, aber dank einem angemessenen Tempo und der notwendigen Konzentration, bewältigten wir den Abstieg von 690 m zur Kummenalp ohne Zwischenfall. Oberhalb der Kummenalp überraschte uns Liselotte Wipf mit einem kühlen Begrüssungstrunk - eine gelungene Überraschung! Im Berggasthaus wurden wir mit einem feinen Nachtessen verwöhnt und verzogen uns schon bald einmal ins Massenlager, wo wir mit mehr oder weniger Erfolg zu schlafen versuchten, unterbrochen von kurzen nächtlichen Spaziergängen zum WC, das sich ausserhalb des Hauses befand.

2. Tag Kummenalp - Anenhütte
Punkt 7 Uhr brachen wir auf und folgten dem sehr abwechslungsreichen, schönen Lötschentaler Höhenweg Richtung Lauchernalp. Als ehemaliger Landwirt konnte uns Hansueli Fehlmann Informationen über die ungewöhnlich aussehenden Rinder vermitteln, denen wir unterwegs begegneten. Neben den uns bekannten schwarzen, kleinwüchsigen aber kräftigen Ehringer-Rindern, weideten auch einige hellbraune Tiere mit einem auffälligen Höcker im Nacken. Es handele sich hier um Tiere, die mit afrikanischen Zebu-Rindern eingekreuzt worden seien. Etwas weiter oben, im Bach stehend, sahen wir Rinder mit einem zotteligen, weissen Fell, mit langen seitwärts stehenden Hörnern. Dies seien Rinder die mit asiatischen Yaks eingekreuzt worden sein. Diese zähen, genügsamen Rindviecher sah ich häufig anlässlich meines Trekkings in Nepal, wo sie auf steilen, engen Bergwegen, in grosser, Höhe schwere Lasten tragen mussten, wo Pferde und Esel nicht mehr dafür eingesetzt werden konnten. Ein einzelnes Rind mit langen, nach vorne gerichteten Hörnern konnte auch Hansueli Fehlmann nicht einordnen. Ich hatte dazu zwar eine Meinung, verzichtete jedoch sie zu äussern. Auf unserer im letzten Monat durchgeführten Safari in Namibia sahen wir auch eine Kuh-Antilope, die grösste Antilopenart in Afrika. Diese hat ähnliche Hörner und ist von der Grösse her vergleichbar. Aber Antilopen auf Schweizer Bergweiden? - wohl eher nicht! Auf der Lauchernalp bot sich die Möglichkeit mit der Seilbahn nach Wiler hinunter zu fahren. Einige Teilnehmerinnen mit Knieproblemen benützen die Gelegenheit. Der Rest der Gruppe folgte dem Waldweg nach Wiler, wo wir auf das Postauto warteten, das uns auf die Fafleralp bringen sollte. Beim Einsteigen gab es ein grosses Hallo, weil wir auf die grosse Gruppe von Uschi Lorenzen trafen, die wie wir den Aufstieg zur Anenhütte planten. Nach der Verpflegungspause auf der Fafleralp nahm die Gruppe von Hansueli Fehlmann zuerst den Aufstieg in Angriff und zwar auf einer alternativen Route, als die nachfolgende Gruppe von Uschi Lorenzen unternahm. Von anderen Teilnehmern vernahm ich, dass in der Anenhütte eine ausgezeichnete Heusuppe serviert würde, was mich beim Aufstieg natürlich sehr anspornte. Die neu erbaute, modern gestaltete Hütte überraschte uns, Die Heusuppe war dann tatsächlich ein kulinarischer Höhepunkt. Die Aussicht auf die Lötschenlücke und die Hollandia-Hütte war sehr eindrücklich. Zufrieden und glücklich über die vielen schönen Erlebnisse während unseren zwei Tourentagen in der herrlichen Bergwelt, traten dann auf der Fafleralp unsere Rückreise an. Ein grosses Dankeschön gebührt unserem Tourenleiter Hansueli Fehlmann für Vorbereitung und die stets situativ dem Gelände und der körperlichen Verfassung der einzelnen Teilnehmer angepasste Führung unserer Gruppe während diesen zwei Tagen.
Peter Hägler

Fafleralp - Anenhütte   In dieser Woche reiht sich ein Sommertag an den anderen und an einem dieser Tage machen wir 13 SAC-ler eine Wanderung im schönen Lötschental. Die 2. Gruppe unserer Sektion, mit der ursprünglich eine gemeinsame Wanderung geplant war, geht eigene Wege.
So starten wir den Rundwanderweg vom Parkplatz auf der Fafleralp, entlang der 'Lonza' Richtung Anenhütte. Zunächst nur leicht ansteigend gehen wir vorbei an Blumenwiesen, an bekannten und unbekannten Pflanzen, denn hier hat der Bergfrühling erst jetzt Einzug gehalten. Nach ca. 1 Stunde, auf der Höhe des Gletschererlebnisweges wird es steiler. Es ist fast Mittag, die Sonne brennt und einige von uns spüren die dünnere Luft beim recht anspruchsvollen Anstieg. Ist es die Hitze, die Bergluft oder beides? Wir können es nicht feststellen.
Um 12.30 ist unsere Gruppe in der Anenhütte auf 2358 Metern zur Mittagsrast versammelt. Auf der Terrasse weht ein kühler Wind, eine dünne Jacke ist kein Luxus. Die Anenhütte, im 2007 durch einen Lawinenabgang komplett zerstört, wurde neu aufgebaut. Die neue Hütte ist autark - ein eigenes Kraftwerk, eine Mineralwasserquelle sowie eine eigene Abwasserreinigungsanlage sind ein Novum. Ausserdem bietet der Besitzer verschiedene Outdoor-Aktivitäten an wie z.B. Skitouren, verpflegt die Wanderer mit schmackhaften selbst zubereiteten Gerichten und sorgt ebenfalls für Übernachtungen in originellen Zimmern.

An diesem schönen Ort halten wir uns eine Stunde auf, lassen unsere Blicke über Langgletscher und Lötschenlücke schweifen, bewundern die umliegende wilde Landschaft und sind dankbar, so etwas Schönes erleben zu dürfen.
Den Rückweg treten wir auf der anderen Seite des Tales an. Auch hier anfangs Felsen, Rinnsale, auch steile Passagen, dann wieder dichtes Gebüsch, Wiesen sowie eine urwaldähnliche feuchte Landschaft mit seltenen Pflanzen und moorigen Abschnitten. Der Sturm vom letzten Winter hat hier seine Spuren hinterlassen. Die Wege sind aber geräumt, und so können wir problemlos durch dieses ungewöhnliche Waldstück absteigen. Aus dem Wald kommend sehen wir vor uns den Campingplatz, wir sind zurück auf der Fafleralp.
Es ist ein lohnenswerter und abwechslungsreicher Sommertag mit tollen Mitwanderern, denen ich an dieser Stelle nochmals herzlich danken möchte.
TL Uschi Lorenzen
Fotos von Anneliese Soltermann und Erika Iberg