Urner Höhenweg 4

Donnerstag
Schon um 05:30, reisen wir ab Brugg mit der SBB und dem Postauto bis zur Furka- Passhöhe. Es reicht noch für einen kurzen Kaffeehalt. Kurz vor 10 Uhr starten 9 Personen unter der Führung von Heinz, Richtung Rotondohütte. Ein prächtiger Tag und gute Stimmung. Eine Genusswanderung, ein Auf und Ab, über mehrere kleine Übergänge wie Chrummegg, und im letzten Hüttenabschnitt über den Tälligrat, auf einem neu erstellten Weg, erreichen wir die Hütte nach gut 5 Stunden. Die Hüttengehilfin Esther, ist wie angekündigt, noch nicht bei der Hütte. So müssen wir noch etwas warten, bevor wir unseren geliebten Hüttentrunk bestellen, und geniessen können. Ein feines Nachtessen und der eingeheizte Ofen, lassen es so richtig gemütlich werden, bevor wir uns, doch etwas Müde, bereits um 21:00 Uhr zu Bett begeben. Ein schöner Wandertag geht zu Ende, der nächste darf kommen.
Christoph Schmid

Freitag
So müsste der Werbefilm für den Wandertourismus im Urserental beginnen: Die Rotondohütte in der Morgendämmerung vor der besonnten Wand des Tälligrates, am blauenden Himmel darüber der abnehmende Mond, gegenüber die noch grauen, scharf gezeichneten Gipfel und Grate, die zum Lucendro führen. Wir sind aber nicht im Kino, wir stehen mitten in dieser Szenerie vor der Hütte, bereit zum Abmarsch! Ein herrlicher Wandertag beginnt.
Wir steigen ab zur Witenwasserenreuss und beginnen den Aufstieg zum Ronggergrat. Der Weg ist gut markiert, manchmal rot-weiss, manchmal blau-weiss, er führt über zurechtgerückte Granitblöcke in vielen Kehren zum Hüenersattel. Unterwegs begutachten uns einige junge Steinböcke. Oben öffnet sich der Blick auf den Basodino mit dem eindrücklichen Gletscher, weiter westlich leuchtet das Monte-Rosa-Massiv, das Bedretto-Tal und die obere Leventina liegen uns zu Füssen. Wir geniessen die gute Sicht im klaren Herbstlicht unter dem wolkenlosen blauen Himmel.
Der Weg über den Ronggergrat ist gut ausgebaut, er verläuft auf der Nordseite des Grates zum Passo di Cavanna, ausrutschen sollte man besser nicht! Nach einer kurzen Pause auf der windgeschützten Südseite des Passes folgt ein steiler Abstieg von etwa 450 Höhenmetern auf der Südflanke des Pizzo Lucendro. Nach Erreichen des Fahrweges gönnen wir uns eine Mittagspause an der Tessinersonne.
Der Weg folgt nun ungefähr den Höhenkurven nach Osten, bis die Serpentinen der alten Tremolastrasse in den Blick kommen. Der Galeriedeckel der neuen Strasse verlockt uns zum Begehen, und nach zehn Minuten Flachwanderung stellen wir fest: Das ist eine Sackgasse, der Felsriegel ist nicht gefahrlos zu überwinden. Also geht es zurück, und nach dem Wechsel auf die unterhalb der Autostrasse liegende Fahrspur wieder Richtung Gotthard-Passhöhe. Da wie immer gute Gespräche in der Gruppe am Laufen sind, ist der längere Weg vielleicht sogar ein Gewinn - und es gilt ja der Spruch: Umwege erhöhen die Ortskenntnis!
Nach etwa sieben Stunden, Pausen mitgerechnet, erreichen wir die Passhöhe und erlaben uns auf der Terrasse des Restaurants. Etwas ungewohnt nach der langen Wanderung sind der Verkehrslärm und die vielen Menschen. Wir haben heute auf etwa 12km Distanz 700m auf- und 1000m abwärts geschafft.
Heinz hat uns nach der ursprünglichen Planung von Hansueli über eine sehr schöne Tagesetappe des Urnerhöhenweges geführt, beiden gebührt ein grosser Dank!
Ruedi Hintermann

Samstag
Wegbeschreibung: Vom Gotthardpass nach Andermatt via Lago die Sella, Piz Posmeda P.2585, Piz Giübin P.2776, Sellapass P.2701, Vermigelhütte P.2039, Andermatt P.1447
Aufstieg 870 Hm, Abstieg 1506 Hm, Distanz 20.35 Km, Total Zeit 7.57 h
 
Nach einer erholsamen Nacht und einem stärkenden Frühstück laufen wir um 07:40 auf dem Gotthardpass P.2091 los. Trotz klarem Himmel 'zieht' es wie üblich, vom Tal wallen Nebel hoch. Auf einer Teerstrasse geht es hoch zum Lago di Sella P.2256, der ruhig und glatt die umliegenden Bergflanken spiegelt, wunderschön! Kurz nach der Staumauer steigen wir rechts hoch. Ein Pfad, in Serpentinen angelegt, windet sich in die Höhe. Die Temperatur ist angenehm, wir gewinnen schnell an Höhe. Bei einer alten Militärstellung P.2522 machen wir eine kurze Trinkpause und blicken zurück auf den tief unter uns blau glänzenden See. Bei P.2569 zweigen wir rechts ab. Bald stehen wir nach einigem Auf und Ab auf P.2616 - vermeintlich der Piz Giübin? Aber nein, nach Konsultation des GPS stellt Heinz fest, dass wir den Gipfel 'Piz Näbedraah' erreicht haben, den Piz Posmeda. Wir laufen zum Passo Posmeda zurück und treffen auf den Wanderweg, der auf den Piz Giübin führt. Immer wieder treten im Gras und Geröll kristalline Schichten hervor, die in der Morgensonne wie Schnee glänzen. Über einfaches Geröll laufend ist auch dieser Gipfel bald erreicht. Wir gratulieren uns ein zweites Mal zum Gipfelerfolg . Die Aussicht ist herrlich. Wir sehen ins Bedrettotal, Basodino, zum Sustenhorn, Rheinwaldhorn, den Gloggentürmli, den Centrale und und und...
Mittlerweile ist es bewölkter und der Wind bläst kühl. Nach dem Gipfelfoto machen wir uns an den Abstieg zum Passo di Sella. Auch hier windet es kräftig. Unterhalb des Passes finden wir eine geschütztere Stelle zum Pausieren.
Der weitere Weg führt durch eine steinerne Landschaft. Grosse Felsbrocken und Felsklötze, aber auch kleinere Steine sind vorherrschend. Hier ist alles aus Granit oder tertiärem Sandstein. Eindrückliche Felsformationen und Steinmännchen markieren  den Weg. Der Weg ist wieder sehr angenehm angelegt, weite Serpentinen machen den Pfad weniger steil als das Gelände aussieht.  Der gesamte Weg beinhaltet einen Teil des vier Quellenweges und ist sehr liebevoll angelegt. Die Vermigelhütte ist schon von weitem sichtbar. Wir steigen weiter ab über verborgene Plangge P.2428, weiter nach Summermatten P.2375 wo noch 100erte Schafe weiden und blöken. Wir gelangen in eine Steilstufe und kommen über den Saumpfad nach Zingelfutflue P.2205. Der Bortwasserbach sprudelt und mäandert unter uns - dies sieht traumhaft aus, das Grünblau des Flusses, die hellen Steine in Kombination mit den herbstgelben und rötlichen Berghängen. Um 12:30 Uhr erreichen wir die Vermigelhütte die der SAC Sektion Zofingen gehört. Wir geniessen eine warme Suppe und Getränke und unterhalten uns mit dem Hüttenwirt. Stolz und freudig erzählt er, dass die Hütte vor einem Jahr in Fronarbeit durch die SAC Mitglieder der Sektion elektrifiziert wurde. Gönnerinnen und Gönner haben mit CHF 1'000'000 die finanzielle Seite des umfassenden Umbaus gesichert. Gelabt laufen wir anfänglich auf einer Fahrstrasse, später auf einem Bergpfad Richtung Andermatt. Die Mundwerke laufen ebenfalls wie geölt, es sind lustige, spannende und unterhaltsame Themen die erörtert werden. Um 15:30 kommen wir im Tal an. Nochmals Zeit, um im Restaurant 3 Könige zu Rasten. Der Zug fährt uns zuverlässig nach Baden und Brugg zurück.
 
Es waren 3 tolle und abwechslungsreiche Tage bei hufob Wetter! Dir Heinz herzlichen Dank für die kompetente, ruhige und umsichtige Führung, Dir Hansueli für die Ausarbeitung und Umsetzung der gesamten Tour 'Urner Höhenweg' und
ein grosses Merci allen Teilnehmenden für die schöne Kameradschaft und das gemeinsame Bergerlebnis!
Heidi Baumann