Portjengrat & Weissmies Ueberschreitung

Schnell deponierten wir unsere Rucksäcke in die vorbeifahrende Gondel.
Schnappten uns je ein Monster-Trotty und brummten auf den riesigen Pneus die Straße Richtung Saas Grund hinunter. Unten verköstigten wir uns, bis das Postauto nach Visp fuhr, in der naheliegenden Bäckerei. Mit dem 15:01 Uhr Bus fuhren wir bis nach Visp danach mit der SBB über Bern, Olten nach Brugg.
Halt, halt da war noch was.
Die Trottyfahrt musste definitiv zuerst noch erwandert, erklettert, erkämpft werden. Sie startet bereits 2 Tage früher, am Samstag um 5:50 Uhr beim Taxistand in Brugg. Dort trafen sich die 4 Tourenteilnehmer, Cinzia, Matteo, Markus unser Touren-Leiter und ich, für die Abfahrt nach Saas Almagell. Wir reisten über Olten, Bern, Visp nach Saas Almagell.

Über den steileren Säumerweg, unterbrochen durch einen kurzen halt bei der Almagelleralp, marschierten wir zur Saas Almageller SAC Hütte.
Nach Bezug unserer Kajütenbetten machten wir uns um ca. 14:00 Uhr mit leichterem Gebäck auf zum ca. 20min entfernten Einstieg des Dri Hornlini Grat. Der Grat war sozusagen die kleine Hauptrobe, für den morgigen Portjengrat.
In der Seilschaft Markus, Reto und Matteo, Cinzia nahmen wir den Grat in Angriff.
Da der Wetterbericht auf den späten Nachmittag Regen voraussagte, versuchten wir auf das Tempo zu drücken. Das gelang nicht beiden Seilschaften gleich gut, nach kurzem Briefing durch Markus, wurden die Abläufe und Handgriffe immer besser. Das war auch nötig, da bereits leichter Regen einsetzte und auch die Tour am Sonntag über den Portjengrat nicht verschlafen werden darf. Der Wetterbericht behielt Recht und nach der Abseilstelle absolvierten wir den Grat auf nassem Felsen.
Nach kurzer Angewöhnung und unter Berücksichtigung dass man die Flechten tunlichst meiden sollte, klappte der weitere Aufstieg ohne gefährliche Rutscher. Der Fels am Dri Hornlini ist wunderbar griffig und kompakt, einfach schön zum Klettern. Nach dem regenreichen Abstieg kamen wir bei der Hütte an, die bis zum letzten Bett ausgebucht war.
Beim Abendessen besprachen wir die morgige Tour.
Im Führer ist sie folgendermaßen beschrieben:
Portjengrat 3654m - SSW-Grat- ZS/4a(E3), Begehzeit 7-8.5h, 40-50m Seil ist ideal, 2-3 Camelots nützlich, nur wenige Bh.
Kurz und bündig, hochalpine Genusskletterei.
Nach einer kurzen Nacht war um 3:30 Uhr aufstehen angesagt. Matteo erwischte leider keine so erholsame Nacht. Er klagte beim Frühstück über Kopfschmerzen und sein Magen fühlte sich auch nicht toll an. Trotzdem starteten wir zu viert Richtung Einstieg. Leider regnete es nach dem Frühstück. Schnell zogen wir uns die Regenjacken über und nahmen den Weg Richtung Sonnigpass unter unsere Füße. Der Weg ist sehr gut mit gelber Farbe gekennzeichnet. Schon von weitem sahen wir den Einstieg zum Portjengrad. Der mit einem großen gelben Punkt und der Aufschrift Have Fun markierte Einstieg ist auch kaum zu übersehen. Der Regen ließ immer mehr nach, jedoch Matteos Kopfschmerzen nicht. So stiegen wir als dreier Seilschaft mit Markus als Seilführer, Cinzia und mir an einer Weiche folgend, in den Grat ein. Matteo trat schweren Herzens den Rückweg zur Hütte an. Die ersten Seillängen absolvierten wir noch in der nassen, schattigen und kalten Westseite des Grates. Kaum auf dem Grat angekommen lächelte uns die Sonne an. Markus kletterte trotz manchmal nicht einfacher Wegfindung gekonnt voraus. Er legte falls nötig einige Keile, Friends oder Schlingen zur Absicherung. Normhaken hatte es fast keine, ab und zu steckte eine 100 Note in Form eines Friends im Fels, die frühere Seilschaften nicht mehr entfernen konnten. Ziel war jedoch sich möglichst viel am kurzen wie auch am gestreckten Seil fortzubewegen. Wir ließen keinen Turm, Gendarm oder eine Kletterstelle aus, trotz der Möglichkeit einige westlich zu umgehen. Auf dem Portjengrat erlebt man die ganzen Facetten des Kletterns, es hatte klettertechnisch alles im Angebot. Nachdem wir das Gipfelkreuz erreicht hatten, überquerten wir die erste und einzige 15 m lange Abseilstelle. Dies war noch nicht das Ende des Grats. Es erwarteten uns noch einige knifflige Passagen, das hieß bis zum Schluss konzentriert bleiben. Nachdem wir über die weichen Firnfelder marschiert, gerutscht oder auch gerannt sind, trafen wir um ca. 17:00 Uhr bei der Hütte ein. Matteo der uns vor der Hütte empfing, war nach einigen zusätzlichen Stunden Schlaf wieder fit. Wir benötigten inkl. Pausen und sicher geschuldet der dreier Seilschaft rund 11 Stunden (vielleicht betrachteten die Nachsteiger den Felsen auch an einigen Stellen zu lange ;o)).
Da die Hütte an diesem Abend nur bis zu einem Drittel belegt war, gestaltete sich der Aufenthalt im Vergleich zum Vorabend um einiges gemütlicher. Um 3:45 Uhr morgens war wieder Tagwache. Es galt 'nur' noch das Weissmies zu überschreiten bis uns unsere Trottyfahrt bevorstand. Pünktlich um 4:30 Uhr marschierten wir Richtung Zwischenbergenpass und dann weiter bis zum Anfang des Firnfeldes. Klettergurt, Steigeisen und Pickel wurden vorbereitet und los ging es in zweier Seilschaften die Firnflanke hoch. Die letzten 300 Höhenmeter bis zum Gipfel kletterten wir ohne Steigeisen auf dem Grat. Bei schönstem Wetter ging es weiter über den Firngrat und bei immer weicher werdender Schneeunterlage über den Triftgletscher bis nach Hohsaas. Unser nächstes Ziel war die SAC Hütte Weissmies. Bei schönstem Wetter verpflegten wir uns auf der Gartenterrasse. Jetzt trennte uns nur noch eine halbe Stunde Fußmarsch bis zu den Monster-Trotty. Alles Weitere kennt ihr ja.
Danken möchte ich recht herzlich Markus für das spontane einspringen als Tourenleiter. Super gemacht! Christoph der leider verletzungshalber die Tourenleitung nicht durchführen konnte, für das Organisieren. Rico der auch durch eine Verletzung verhindert war wünsche ich, wie auch Christoph, gute Besserung.
Fotos: Markus, Reto
Text: Reto