Stockberg

Beim Verlassen des Hauses herrscht Schneegestöber, und das hält auf der ganzen Reise an. Unsere Gruppe aus vier Frauen und fünf Männern staunt immer wieder aus dem Zugfenster, und wir halten Ausschau nach der versprochenen Aufhellung. Die Fahrt ist abwechslungsreich und führt für die meisten von uns durch selten besuchte Gegenden, durchs Zürcher Oberland nach Rapperswil, durch den Rickentunnel bis Wattwil, in den Zug nach Nesslau, wo unser Tourenleiter Urs Federer uns am Bahnhof erwartet. Auch beim Aussteigen aus dem Bus in Ennetbühl Bernhalden (1030m) flöckelt es weiter, mächtige Schneekappen liegen auf den wenigen Häusern. Der Schnee ist schön pulvrig, und der Nachschub von oben hört nun rasch auf. Wir steigen südwärts in ein sanftes Tal, allmählich ansteigend drehen wir nach Westen ab in eine Senke am Fuss der Säntiskette.
Die Sicht wird besser, sogar der nahe Gipfel des Säntis zeigt sich, unterhalb der steilen Felswände auch das Hotel, das kürzlich von einer Lawine mit Schnee gefüllt worden ist.
Zwischen lockeren Tannenbeständen zieht die gute Spur Richtung Risipass. Knapp vor der Passhöhe, nach etwa anderthalb Stunden, gibt es einen kurzen Trinkhalt.
Auf der Passhöhe (1457m) wird der Blick frei ins Toggenburg und auf die Churfirsten, und der Gipfel des Stockbergs rückt näher. In einigen Schlaufen zwischen verschneiten Tannen nehmen wir die letzte Höhenstufe, hier ist es etwas steiler, und wir können auch mal eine Spitzkehre üben.
Nach drei Stunden erreichen wir das Gipfelkreuz auf 1781m. Die Sicht ist nun gut, der eindrückliche Rundblick reicht über die Churfirsten ins Bündner- und Glarnerland, aber auch auf Zürichsee und Bodensee.
Die Abfahrt wird wirklich zum Genuss! Etwa 1000 Höhenmeter liegen vor uns bis ins Dorf Stein, und der Schnee ist gut zu fahren, manche legen vollkommene Schlängelspuren hin, andere ziehen weitere Bogen oder markieren mal mit einer breiten Wanne ihre vorübergehende Position im Schnee.
Auf einer weiten Terrasse über dem Dorf Stein geniessen wir Sonne, Brötchen und die Weitsicht, das Plaudern, die Ruhe vor der Heimfahrt im abendlichen Pendlerstrom.
Urs hat uns in eine sehr schöne Gegend geführt, die für viele neu ist. Das immer gut an die Gruppe angepasste Marschtempo ist besonders erwähnenswert - vielen Dank für diese genussvolle Tour!
Ruedi Hintermann

Fotos: Hedwig Egli; Ruedi Hintermann