Skitourenwoche Engadin / Julierpass

Sonntag 18. April 2021, Roccabella 2730m «Einstiegstour»
Aussergewöhnlich früh gehen an diesem frischen Sonntagmorgen in der Region Brugg einige Lichter an. Der Start in eine Skitourenwoche hat eine besondere Stimmung, geprägt von freudiger Erwartung und leichter Nervosität: Habe ich wirklich alles Nötige am richtigen Ort verstaut?
Um sechs Uhr treffen sich die elf Frühaufsteher/-innen beim Campus in Windisch. Verteilt auf die Autos von Heinz Frei, Heinz Umbricht, Werner Jenni und Michele Donna geht die Fahrt Richtung Bivio los.
Kurz nach neun Uhr stehen wir auf den Ski, alle haben die Felle und das LVS dabei, ein erster Erfolg! Wir starten in Bivio beim Skilift Tua auf 1800m zu unsrer Einlauftour mit dem Ziel Roccabella 2730m.
Wir folgen dem weiten Tal in Richtung Septimerpass und zweigen bei Cadval links ab ins Tal, das zum Sattel der Bocchetta d'Emmat führt. Trotz bedecktem Himmel werden bald Jacken ausgezogen. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir den kleinen Hirtenunterstand, hier gibt es Gelegenheit zum Znüni, zum Austauschen von Tourenerlebnissen des letzten Winters, zum Beklagen der noch nicht optimal erreichten Fitness für eine Tourenwoche, alle haben natürlich eine gute Erklärung dafür - das bekannte und lästige Virus!
Im oberen Teil wird der Hang nun steiler, auf der harten Schneeunterlage liegen zwei Zentimeter Neuschnee, der bei einigen an den Fellen zu Stollen führt - der Wachs ist zur Hand, also ist gut gepackt worden!
Nach vier Stunden in ruhigem Einlauftempo erreichen wir den Gipfel des Roccabella, bei der Ankunft sehen wir nicht weit, dann öffnet sich aber Fenster um Fenster, mal erscheint die Julierstrasse, mal der fast leere Stausee von Marmorera oder die Gipfel in südlicher Richtung. Bei der Abfahrt haben wir meistens gute Sicht, und der Schnee ist besser fahrbar als wir beim Aufstieg gedacht haben. Die erste Tour haben wir glücklich gemeistert. Heinz hat die Route und das Tempo sehr gut gewählt und uns allen wieder zu mehr Sicherheit auf den Ski - mit und ohne Felle - verholfen.
Kurz vor der Julierpasshöhe gibt der Kellner im Restaurant Veduta das ersehnte Bier, den Most und den Kaffee raus, sagt aber: «Sitzen erst ab morgen Montag!»
An der Reception der Jugendherberge in St. Moritz hat der bemitleidenswerte Mann mit der Elektronik zu kämpfen, aber nach einer Stunde haben alle ihre Karten zum Bedienen der Zimmertüre. Käthi hat die Beherbergung organisiert und vermittelt intensiv zwischen Receptionist, SAC'lern und Computersystem - besten Dank Käthi!
In den grosszügigen Räumen der JH fühlt man sich bald wohl, die Menschen sind freundlich, eine Apérorunde in der Lounge stimmt auf das feine Nachtessen ein. Wir sind angekommen, es kann losgehen!

Ruedi  Hintermann

Montag 19. April 2021, Piz Surgonda
Hoch ging es hinaus, am Tage, an dem die Terrassen wieder geöffnet wurden! Wir rückten mit den Fahrzeugen aus, überquerten erneut den Julier Pass und parkierten kurz unterhalb der la Veduta.
Nun ging es nach Norden durchs Val d'Agnel, sanft ansteigend. Es war leicht bewölkt, und die Sonnenstrahlen wärmten angenehm. Nach einer Weile verließen die Talebene und stiegen in einem Rechtsbogen relativ steil auf eine weitere Terrasse, wo wir die erste grössere Rast genossen.
Mit Ebenen war's nun endgültig vorbei. In grossen Bogen näherten wir uns dem Grat. Leider nahm die Bewölkung zu, und aus dem verhangenen Himmel fielen feine Schneeflocken. Diese krallten sich mit Freude an die Felle und ärgerten uns in Form von Stollen. Auf dem Grat montierten wir die Harscheisen, denn nun galt es einen steilen Hang zum Vorgipfel auf 3160 m zu queren. Kurz darauf wurden die Bretter und Rucksäcke deponiert. Mit Steigeisen und Stöcken stiegen wir über den kurzen Südgrat zum 3195 m hohen Gipfel.
Obwohl mit dem ersehnten Blick ins Bergell nichts war, herrschte tolle Stimmung auf dem Gipfel: Die umliegenden Berge waren sichtbar, man freute sich über die gemeisterte Anstrengung, und es wurde fotografiert und posiert fast wie in Heidi Klums Sendungen.
Beim Skidepot verpflegten wir uns und machten uns danach auf die Abfahrt. Die Sicht und die Schneeverhältnisse waren besser als erwartet. Skischulmässig hintereinander in grossen Kurven zu Tale fahren erleichterte vielen Teilnehmern die Aufgabe. Der Schreiberling demonstrierte mit zwei veritablen 'Köpflern', wie nützlich ein Helm beim Tourenfahren sein kann.
Selbstverständlich war die Einkehr auf der Terrasse der la Veduta ein Muss: Wie schön, nach Monaten sich hinsetzen und bestellen zu können. Die kühlen Temperaturen liessen keine zweite Runde zu; so fand die tolle Tour ein Ende, und wir kehrten zurück nach St. Moritz.

Markus Schuler

Dienstag 20. April 2021, Piz Arpiglia 2765 m.
Nach der Autofahrt zum Parkplatz Resgia bei Zuoz (1716 m.ü.M.) rüsten wir uns für den Aufstieg aus. Etwa um 9 Uhr gehen wir, in die zwei bewährten Gruppen aufgeteilt, los und steigen über das stetig ansteigende Strässchen den bewaldeten Hang auf. Nach einer Stunde machen wir einem kurzen Teehalt. Jetzt verlassen wir das Strässchen und steigen steil durch einen sehenswerten offenen Baumbestand zum Pkt. 2255, Plaun d'Arpschellas auf, wo wir eine längere Pause einschalten. Die Felsbrocken dort bieten uns eine ideale Sitzgelegenheit und wir geniessen unsere Zwischenverpflegung an der wärmenden Sonne.
Gemütlich gehen wir weiter über die leicht ansteigende Hochebene, die Aussichten in das Val d'Arpiglia und auf die umliegenden Gipfel mit dem blauen Himmel sind sensationell. Für die anschliessende Steilstufe mit einer Zick-Zack Spur montieren wir die Harscheisen und erreichen über einen weiteren sanfter ansteigenden Rücken den nördlich gelegenen Vorgipfel auf  2748 m.ü.M. Nach einer gesamten Marschzeit von etwas über drei Stunden kommen wir um 13 Uhr auf dem Hauptgipfel (2765 m.ü.M) an. Wie für die ausgiebige Gipfelrast gewünscht, spendet die Sonne uns die dazu nötige Wärme. Schon beim Aufstieg konnten wir im Val d'Arpiglia und am benachbarten Piz Uter die vielen Spuren beobachten. Wegen des warmen Wetters und möglichen Schneerutschen entscheiden wir uns nicht über das Val d'Arpiglia abzufahren.
So führt uns die Abfahrt über die Route unseres Aufstieges zurück ins Tal. Die Schneeverhältnisse sind recht gut und es gibt ein paar sehr schöne Hänge wo wir unsere Kurven ziehen können. Bei der Steilstufe braucht es etwas Geschick um den, nur zum Teil sichtbaren Steinen auszuweichen. Trotz vorsichtigem Abfahren habe ich dann doch noch einen gröberen Kratzer im Skibelag eingefangen.
Anstelle des Waldsträsschens stechen wir die recht ausgefahrene harte Buckelpiste in der Waldschneise hinunter und erreichen unfallfrei und wohlbehalten um 14.30 Uhr den Parkplatz in Resgia. Zum Abschluss dieser schönen abwechslungsreichen Tour lassen wir uns auf der Terrasse der Bäckerei in Zuoz verwöhnen. Wir werden durch eine junge aufgestellte Einheimische bedient, welche uns spüren lässt wie sehr sie es liebt, am zweiten Tag der Öffnung nach langer Zeit wieder die Gäste mit ihren Sprüchen zu unterhalten. 
Weil Michele morgen in Würenlingen eine wichtige Video-Konferenz mit Kunden geplant hat, müssen wir uns von ihm verabschieden bevor wir in die Jugi in St. Moritz Bad zurückfahren. 
Besten Dank an Heinz und Käthi für die ausgezeichnete Führung der beiden Gruppen auf dieser interessanten Tour bei besten Wetterbedingungen.

Urs Wild  

Mittwoch 21. April 2021, Moutt Ota

Den vierten Tag unserer Tourenwoche gehen wir etwas ruhiger an. Wir gewohnt starten wir nach dem Frühstück um 8.30 Uhr. Das Verladen der Skier und der Rucksäcke geht ganz fix. Jeder Handgriff sitzt. Hygiene-Maske auf und los geht es.
Die Talstation der Furschellas-Luftseilbahn ist Ausgangspunkt unserer heutigen Tour zum Moutt Ota.

Bei - 5 ° und Sonnenschein steigen wir langsam auf der Langlaufloipe durch den lockeren Lärchenwald auf. Wer hier langlaufen will muss fit sein. Für eine Loipe sind die Steigungen ganz schön stotzig.
Zuerst gehen wir in Richtung Westen, dann steigt der Weg  über den Rücken Moutt Ota  gegen Süden an. Dieser Hügelzug trennt das Val Fex vom Val Fedoz.
Wir sehen Hirsch-, Reh- und Vogelspuren. Die Route führt haarscharf an der Wild-Ruhezone vorbei und diese gilt es genau zu beachten.
Wunderschön und ruhig ist es, keine Leute oder andere Gruppen sind unterwegs. Durch wunderschöne Lärchenwälder zieht Heinz für uns eine Spur. Die Bäume sind voller prächtiger Flechten. Wenn Flechten ein Indikator für gute Luft sind, dann ist die Luftqualität hier hervorragend.
Lunchpause machen wir an der höchsten Stelle und fahren anschliessend in einem grossen Bogen, bei guten Schneeverhältnissen ins Val Fex hinunter. Dort werden wir bereits von einer Lama-Herde erwartet. Diese Damen stellen sich wie Fotomodelle in das Rampenlicht.
Abwechslungsweise die Skier an den Füssen oder auf dem Rucksack geht es zurück durch das Tal Fex in Richtung Crasta. Dort finden wir tatsächlich eine offene Terrasse für eine verdiente Einkehr.  Die sportlichen Eckpunkte des Tages:

Bewegungszeit  4.03 Std. Höhenmeter 763 Distanz 15.33 Km

Heinz und Käthi herzlichen Dank  für die umsichtige Leitung, die gut geplanten Pausen und das angepasste Tempo.
Allen 'merci velmol' für die gute Kameradschaft in dieser Woche.

Gabriela von Atzigen


Donnerstag 22.04.2021, Piz Minor 'Frühlingserwachen im Val da Fain'
Wie jeden Morgen starten wir auch heute mit unseren Autos sehr pünktlich zu unserer Tour durchs Val da Fain zum Piz Minor, westlich vom Berninapass. Beim Hotel Berninahaus  in Bernina Suot parkieren wir unsere Autos und rüsten uns für den Aufstieg. Heute übernimmt Käthi die Leitung der Gruppe und führt uns auf der rechten Seite vom Bachbett durch das lange leicht ansteigende Tal Richtung Alp la Stretta. Links und rechts unserer Spur beobachten uns zahlreiche Murmeltiere, die blitzschnell in ihren Bauten verschwinden, wenn wir ihnen zu nahekommen. An Schneeferien Stellen begrüssen uns die ersten Krokusse. Kurz vor der Alp la Stretta überqueren wir den Bach und steigen in langen Schleifen die steilen Hänge hinauf unserem Tagesziel entgegen. Um 13.30 Uhr stehen wir alle auf dem Gipfel und sind vom Panorama überwältigt. Leider sind die Gipfel einiger bekannten Berge von leichten Schleierwolken verdeckt was das Erlebnis in keiner Weise schmälert. Nach einer ausgiebigen Gipfelrast und einem Gruppenfoto geniessen wir die Pulverschneehänge die sich weiter unten leider in in Bruchharst wandeln. In der Talsohle schwingen wir uns im Sulzschnee unseren Autos entgegen die wir gegen 15.00 Uhr erreichen.  Ein herzliches Dankeschön an unser Leiterteam für die schöne Tour.

Werner Jenni
 

Freitag 23.4.2021, Piz Lagrev 3100m
Der 6. Tag begrüsste uns mit strahlendem blauem Himmel. Nach dem reichhaltigen Morgenessen machten wir uns wie üblich um 8:30 Uhr zur Abfahrt bereit. Da wir nun schon routiniert waren mit Auto beladen und Scheiben kratzen, waren wir wieder einmal überpünktlich und 15 Minuten zu früh ready. Heute ging es wieder auf den Julier. Beim Parkplatz Alp Güglia ergatterten wir die letzten freien Parkplätze.
Um 08:40 Uhr liefen wir warm eingepackt bei -4 Grad los.  Der Blick auf den Gipfel war uns durch ein grosses Felsband verwehrt. Zuerst erfolgte der steile Aufstieg an einem Eisfall vorbei aufs 1. Bödeli. Weiter ging es im Schatten steil aufwärts bis auf Punkt 2700 wo sich nun der Blick öffnete und eine weite weisse Ebene auftauchte. Nach einer Stärkung verlief die Aufstiegsspur flach dem See entlang bis zum nächsten und letzten steilen Aufstieg. Die Spuren waren gut angelegt und ermöglichten ein problemloses Aufsteigen auch über die letzte heikle Kuppe. Um 12.00 Uhr erreichten wir den Wintergipfel des Piz Lagrev. Ein fantastisches 360- Panorama bei wolkenlosem Himmel eröffnete sich uns. Berninagruppe, Forno Gletscher, Albigna Staumauer, Bergell bis zum Ortler und dem Cevedale welcher einige von uns auch schon mit Heinz besteigen durften. Eine Berner Gruppe machte sich auf den Abstieg und somit genossen wir den Gipfel für uns alleine. Fotoshooting und Mittagessen genossen wir bei angenehmen Temperaturen.
Nach einer Stunde machten wir uns bereit für die Abfahrt. Wir hatten alle unsere Bedenken sah doch die Schneebeschaffenheit nicht so verlockend aus. Der erste steile Teil überraschte uns mit schwerem Pulverschnee und war sehr verfahren. Weiter unten dann eher Bruchharsch und die letzten Schwünge zogen wir genussvoll in den sulzigen Schnee. Unbeirrt und den Verhältnissen angepasst zogen wir unsere Spuren und erreichten am frühen Nachmittag ohne Stürze oder Probleme unsere Autos. Auf der zügigen Terrasse des Restaurant la Veduta stiessen wir auf diese wunderschöne und sehr abwechslungsreiche Skitour an.
Herzlichen Dank an Heinz und Käthi für die gelungene Tourenplanung und perfekte Führung.

Evi & Heinz Umbricht
 

Samstag 24.04.2021, Piz d'Emmat Dadaint 2928m
Wie jeden Morgen stehen alle um kurz nach 8 Uhr vor der Jugendherberge bereit. Die Autos sind für die Heimreise gepackt. Wir starten zu unserer letzten Tour dieser Skitourenwoche im Engadin. Trotz Wochenende und herrlichem Wetter finden wir alle oberhalb La Veduta an der Julierpassstrasse noch einen Parkplatz.
Nach der LVS-Kontrolle steigen wir in zwei Gruppen über den Rücken Richtung Süden.
Schon bald können Jacken und Mützen im Rucksack verstaut werden, die Aprilsonne wärmt.
Auf dem kleinen Pass vor dem Leg Grevasalvas dann der prüfende Blick von Heinz, wie die Bedingungen für die Abfahrt zum See sind. Schnell ist entschieden, dass wir den harten Hang ohne Felle abfahren. Auf dem See (hoffentlich hält das EisJ) werden die Felle wieder montiert, und es geht in schönem Gelände und in angenehmer Steigung Richtung Fourcla Grevasalvas.
Im Unterschied zu den Touren der vergangenen Tage, an denen wir oft alleine unterwegs waren, sind heute am Samstag viele Gruppen unterwegs. Am Gipfelhang kann man unzählige Tourengeher - einer Ameisenstrasse gleich - beobachten.
Bevor wir den steilen Gipfelhang angehen, machen wir eine Pause und geniessen in der Sonne sitzend unseren Tee und eine kleine Stärkung.
Beim anschliessenden Aufstieg im Gipfelhang bekommen wir deutlich zu spüren, dass April ist. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, kein Wind - eine richtige Frühlingsskitour. Die Lüftungsschlitze an den Tourenhosen verschaffen nur bedingt Abkühlung. Ein paar Spitzkehren noch und wir sind am Skidepot. Zu Fuss geht es über einen kurzen Felsaufstieg hinauf, und wir stehen nach 3 Stunden auf dem Gipfel des Piz d'Emmat Dadaint. Was für ein Panorama! Bernina, Forno, Bergell...., einfach grandios. Nach Gratulationen und Fotos steigen wir wieder zurück zum Skidepot, wo wir bei Windstille, angenehmer Temperatur und mit herrlichem Blick in die Bergewelt Mittagspause machen.
Die Abfahrt ist ein Genuss, schöne Hänge und guter Schnee. Schwung um Schwung geht es hinunter. Am See montieren wir ein letztes Mal in dieser Woche die Felle und steigen den inzwischen weichen Hang hinauf. Dann folgt noch eine Abfahrt in wunderbarem Sulz hinunter zur Julierpassstrasse. Jetzt ein kühles Getränk - doch wir werden enttäuscht, die Terrasse des Hotel La Veduta ist geschlossen. Wir treffen uns in der Autobahnraststätte Viamala bei Thusis zu einem Abschlussgetränk und blicken zurück auf eine gelungene Tourenwoche mit gutem Wetter, tollen Gipfelzielen und einer guten, kameradschaftlichen Stimmung in der Gruppe.
Ein grosses Danke an Heinz und Käthi für die super Planung und Organisation sowie die kompetente und umsichtige Führung.
Wir haben die Tage genossen - vielen Dank!

Verena Frei