Siwfass

Schon das Tourenziel verspricht etwas Besonderes, mit meinen bescheidenen Kenntnissen der innerschweizerischen Dialekte würde ich Siwfass mit Saufass übersetzen.
Der Parkplatz im Käppeliberg im Riemenstaldental ist kurz nach acht Uhr schon gut besetzt. Bis unsere Platzkarten für das luftige Seilbähnchen an der Reihe sind, dauert es eine halbe Stunde.
Oben in Gitschen auf 1717m geht es aber los, doppelte LVS-Kontrolle und ab in die Spur zum Spilauersee. Hier scheint die Sonne, das entschädigt uns für die etwas trostlose Autofahrt im Morgennebel.
Oberhalb des zugefrorenen Sees werden wir nach kurzer Trinkpause zu einer LVS-Übung instruiert. Wer findet das vom Partner versteckte Gerät am schnellsten? Und haben alle dran gedacht, das Handy auszuschalten?
Kurz nach dem Start zum weiteren Aufstieg folgt überraschend der zweite Teil der Übung. Es liegen zwei rote Gegenstände in der Nähe der Spur, ein zweiter Blick in die Gegend: Wir befinden uns auf einem Lawinenkegel. Der vorderste Mann übernimmt das Kommando, bestimmt die Suchenden, lässt die Rega alarmieren, ruft nach dem Auffinden von zwei «Verschütteten» die Schaufelmannschaft herbei. Selbstkritisch lautet der Befund in der Gruppe: Es hat zu lange gedauert, das Schaufeln braucht viel Zeit. Es lohnt sich, eine Rettungssituation so realitätsnah zu üben!
Gegen Mittag erreichen wir den Sattel am Fuss des Siwfass auf etwa 2140m. Der Felsklotz sieht wirklich fassartig aus. Wir schenken uns die weiteren 40 Höhenmeter zum Gipfel und geniessen bei mildem Bergwetter unser Mittagsbrötchen.
Die Abfahrt auf der Nordwestseite bietet uns herrliche Pulverschneehänge, so schön, dass wir in der ersten grossen Mulde beschliessen, nochmals 200m aufzusteigen in einen Sattel am Fuss des Diepen. Das hat sich gelohnt, Superhänge! Wir ziehen in nördlicher Richtung bei besten Verhältnissen hinunter Richtung Riemenstaldental, bis uns eine Steilstufe aufhält. Wer es nicht wagt, sich in den Steilhang rutschen und fallen zu lassen, zieht die Ski aus, und Tourenleiter Urs hilft beim Abstieg zu Fuss. Nach weiteren Rutschpartien erreichen wir ein gut eingeschneites Alpsträsschen, auf dem wir fast bis zur Talstation des Bähnchens fahren können.
Natürlich gibt es im Restaurant Kaiserstock einen Abschlusstrunk, hier mit hausgemachten Biberli.
Wie schon das Tourenziel verriet: keine 08 15 Tour! Dem Tourenleiter Urs gebührt ein grosser Dank für dieses Erlebnis.
Ruedi Hintermann