Geniesserskitourenwoche Sellrain

Sonntag: Warmlaufen am Schafzöllen
Wegen wiederholtem Schneemangel im ursprünglich vorgesehenen Tourengebiet Valle di Po mussten Elsbeth (TL) und Franz (BF) kurzfristig eine alternative Unterkunft finden und wurden glücklicherweise in Griess im Sellrain (südwestlich von Innsbruck) fündig.
So treffen sich die in 4 Autos von verschiedenen Startorten aus angereisten Teilnehmer der Geniesserskitourenwoche 2022 am Sonntag kurz nach 11h auf dem bereits sehr gut belegten Parkplatz beim Speicherbecken Längental nahe bei Kühtei im Tirol. Bei kalt bissigem Wind machen sie sich bereit für die Warmlauftour. Der auf der anderen Seite des Speichersees aufragende Hang ist voll von Skispuren, und auch einige Tourengänger sind erkennbar, schon ziemlich weit oben. Dies muss unser Tourenziel sein, der Schafzöllen.
Nach Überquerung des Staudammes beginnt der Anstieg einem Waldweg folgend und bei mässiger Steigung. Bald ist der Beginn des steilen Hangabschnitts erreicht, und es ist Zeit für das Mittagessen bei schönstem Sonnenschein, und im lichten Wald sind wir vom kalten Wind recht gut geschützt.
Nach der Mittagsrast beginnt der eigentliche Aufstieg. Weit oben am Hang erkennen wir weitere Tourengänger, andere befinden sich schon auf der Abfahrt durch den zerfahrenen Hang und wir gewinnen einen ersten visuellen Eindruck über die Fahrbarkeit des Schnees. Auf einer guten Spur mit mehreren Spitzkehren erreichen wir nach ungefähr 5/4 h den Schafzöllen.
Der Rundblick auf die umliegenden Gipfel der Stubaier Alpen ist grossartig, der Himmel ohne Wolken und tiefblau. Entsprechend glücklich und zufrieden ist unsere Stimmung, hoffend, dass sie für die kommenden Tage so bleibt.
Bleibt noch das Dessert der Abfahrt. Franz wählt eine Spur durch den steilen Hang, die uns durch möglichst wenig verspurtes Gelände hinunter zum Stausee führt. Streckenweise fahren wir aber auf einer durch viele Skifahrer entstandenen Skipiste. Zum Schluss kehren wir mit Skaten oder Doppelstockeinsatz über den Staudamm zurück zum Parkplatz. Unser Hotel in Griess im Sellrain erreichen wir nach kurzer Autofahrt.
Später erklärt uns Franz noch das Tourenziel des morgigen Tages beim gemütlichen Apéro am Kamin. Mit dem reichhaltigen Nachtessen und Gesprächen am Kamin klingt der erste Tag aus: Ein sehr guter Start für die Geniesserskitourenwoche.

Montag: Lampsenspitze (2875m)
Nach einem reichhaltigen Frühstück starten wir pünktlich um 08:30 mit den Autos Richtung Praxmar. Eisige Kälte empfängt uns auf dem Parkplatz, den wir - dank der Gästekarte des Hotels Antonie - gratis benützen können. Gleich zu Beginn erreichen uns die ersten Sonnenstrahlen, dank denen die LVS-Kontrolle temperaturmässig erträglich wird. Der Aufstieg führt auf einer breitgewalzten Schlittelpiste zunächst durch lichten Wald, später durch offenes, coupiertes Gelände. Unterbrochen durch eine kurze Trinkpause erreichen wir eine Kuppe, auf der stehend oder sitzend der Lunch eingenommen wird. In gemächlichem Tempo steigen wir frisch gestärkt weiter und erreichen nach gut 4 Stunden Aufstieg das Skidepot. Der Gipfelgrat ist abgeblasen und fast schneefrei. Auf dem gut sichtbaren Sommerweg nehmen wir die letzten Höhenmeter in Angriff und erreichen den Gipfel mit dem imposanten Kreuz kurz vor 13 Uhr. Nach den gegenseitigen Gratulationen bestaunen wir ein grandioses 360° Panorama mit vielen unbekannten und wenigen bekannten Gipfeln.
Zurück beim Skidepot machen wir uns bereit für die Abfahrt. Der erste Hang hat mit fiesen Steinen knapp unter der Schneeoberfläche seine Tücken, weiter unten ist der Schnee kompakt, wegen der tiefen Temperaturen sehr hart, was einige Kraft für sichere Schwünge erfordert.
In zügiger Fahrt erreichen wir bald unseren Ausgangspunkt. Auf der Sonnenterrasse löschen alle ihren Durst und einige können den süssen Verführungen nicht widerstehen. Mit der Rückfahrt ins Hotel endet der 2. Tag unserer Tourenwoche.

Dienstag: Die dreier Gipfeltour
Wir starteten am Parkplatz Alte Klause bei schönstem Wetter ins Wörgetal.  Am Anfang im steilen Aufstieg durch den Wald später mit kurzem Sonnenschein und später im Schatten bei doch recht kühlen Temperaturen steigen wir zum Wörgetalsattel auf. Im Sattel machen wir eine Pause und nur ein Teil der Gruppe beginnt dann den restlichen Aufstieg zur Hinteren Karlesspitz. Bald lassen wir unsere Ski zurück und gehen den Rest zu Fuß auf den Gipfel.
Bei der Rückkehr zur wartenden Gruppe fahren wir gemeinsam im Pulverschnee in die Oberen Böden und steigen noch einmal ca.300hm auf das Wetterkreuz. Hier haben wir ein herrliche Sicht ins Ötz und Inntal. Von dort sind es wenige Schritte auf den Wetterkreuzkogel wo wir von Einheimischen die umliegenden Berge erklärt bekommen.
Zurück geht es mit wenigen Stops von Franz zum Parkplatz. Ein herrlicher Tag mit eigentlich drei Gipfeln.

Mittwoch  - Die lange Tour auf den Längentaler Weißerkogel
Heute war es vorbei mit Geniessertouren! Aufgrund der Länge der Tour gab es eine halbe Stunde früher Frühstück als sonst. Von Lüsens starteten wir in das zunächst flache sehr kalte Lüsertal parallel zur Langlaufloipe. Der glatte Steilaufstieg zur Längentaler Alm wurde mit Harscheisen überwunden. Nach zwei Stunden querten wir unterhalb des Westfalenhauses in Richtung Längentalferner bis unter die steile Hangstufe beim Gipfelaufbau. Zwischenzeitlich entschieden sich einige Teilnehmer in der Sonne auf die Gipfelstürmer zu warten. Die letzten 100 Hm ging es steil hinauf, weswegen Franz entschied, ein Skidepot zu machen. Auf guten Trittspuren erreichten wir nach insgesamt sechs Stunden den Gipfel des Längentaler Weißerkogels (3217m), den höchsten und einsamsten Berg der Woche. Nach den obligatorischen Fotos ging die Abfahrt ab Skidepot sehr angenehm im verspurten Pulver und weiter unten im pistenähnlichen Hartschnee. Selbst die letzten zwei Kilometer auf der Langlaufloipe gingen fast ohne Stöckeln zu den Autos.

Donnerstag: Sonnenbad auf der Wechner Scharte
Nach der doch recht ausgiebigen Tour vom Vortag haben wir uns dann ein etwas moderateres Ziel ausgesucht. Die Wechner Scharte (2758m) bildet den Talabschluss des Mittertals, was vom Speichersee Längental abgeht. Laut der einschlägigen Literatur ist es aufgrund seiner Exposition eine sehr schneesichere Ecke mit guten Chancen auf Pulverschnee zu treffen. Das tönt gut, oder?
Wir starteten an der Staumauer Längental und erreichten nach kurzen Anstieg durch den Wald den Taleingang. Den Schafzoll, unser Tourenziel vom Sonntag, liessen wir rechts liegen und folgten dem Tal weiter steigend. Zur Scharte geht es im Zickzack in einem steilen schattigen Schlussanstieg hoch. Wenige Meter unterhalb der Scharte liessen wir die Ski im Skidepot, um die den Rest zu Fuss zu machen.
Dort erwartete uns absolute Windstille kombiniert mit Sonnenschein. Die von der Sonne getrockneten Felsen an der Seite der Scharte waren der ideale Ort für eine ausgiebige Mittagspause. Ausgiebige Diskussion gab es über den auf der anderen Seite sichtbaren und völlig jungfräulichen Tiefschneehang ohne jegliche Skispuren. Wäre das nicht etwas interessantes für eine Tour?
Dank tatkräftiger Unterstützung von Franz verlief der Einstieg in die Ski im Steilgelände des Skidepots ohne jegliche Komplikationen. Wie in den Beschreibungen versprochen, konnten wir bei der Abfahrt speziell im oberen Teil von recht exzellenten Skiverhältnissen profitieren, bevor wir mit Kurzschwüngen durch den Wald wieder auf der Staumauer landeten, die zu den Autos führen (Kleiner Wermutstropfen: hätten die Oesterreicher die nicht leicht abfallend bauen können, damit man nicht soviel schieben muss?).
Die Einkehr auf dem Kühtaipass mit (je nach Wunsch) Apfelstrudel, Speckknödel, Kaiserschmarrn schloss den Tag gebührend ab.  

Freitag: Zischgeles (3'005 müM)
Am Freitag starten wir nochmals wie am Montag von Praxmar aus. Dieses Mal ist unser Ziel eines der beliebtesten Skitourenberge im Tirol: dem gut 3'000 m hohen Zischgeles. Wir haben somit 1'320 hm vor uns. Bei dem schon am Morgen herrlich warmen Wetter gehen wir zuerst auf der Alpstrasse durch den Arvenwald, der hier Zirbenwald heisst. Nach einer knappen Stunde lassen wir die letzte Alp hinter uns und steigen zuerst moderat, danach sehr steil Richtung unserem Ziel hoch. Der Gipfel bleibt bis fast am Schluss hinter der vorgelagerten Krete verborgen.
Auf der Ebene vor dem Gipfel machen wir Mittagsrast. Für einige von uns ist der Aufstieg da auch beendet. Sie lassen den Gipfel Gipfel sein und geniessen den windstillen, sonnigen Ort für eine ausgiebige Verdauungspause, während die anderen mit den Steigeisen die herrliche Spitze des Zischgeles besteigen.
Nach einer Stunde wieder unten bei den anderen angekommen, machen wir uns alle bereit für die Abfahrt. Zwei Wochen nach dem letzten Schneefall und sicher mehreren Hundert Tourengänger, haben wir bei der Abfahrt leider keine Tiefschneehänge mehr zu erwarten. Doch der Schnee ist gut zu fahren, und wir kommen müde aber zufrieden in Praxmar an. Unseren Erfolg begiessen wir auf der sonnigen Terrasse des Alpengasthofes.

Samstag - Wachholderstauden und Sulzschnee am Mitterzeigerkogel
Am siebten Tourentag in Folge mit einem Rucksack prallvoll herrlicher Bergerlebnisse war es wichtiger denn je, sich dick mit Sonnencreme einzuschmieren. Nach all den vergangenen Tagen, in denen wir nicht eine einzige Wolke am Himmel ausmachen konnten, waren wir wohl so etwas wie ein abschreckendes Beispiel für jeden Dermatologen - je nach Ansicht braun gebrannt oder verbrannt.
Auf unserer letzten Skitour waren wir in guter Gesellschaft. Die südlich exponierten Hänge des Mitterzeigerkogels lockten zahlreiche Tourengeher, auch wenn direkt vom Parkplatz an der Kühtaier Strasse noch kein Schnee auszumachen war. Für einmal mit der Sonne meist im Rücken tappten wir in gut zwei Stunden bis zum Skidepot. Irgendwo im Aufstieg machte es 'Knack' und die Grenze von insgesamt 7'000 Höhenmetern war überschritten. Auf dem 2'628 m hohen Gipfel mit seinem speziellen Gabionen-Kreuz konnten wir doch tatsächlich weit, weit im Süden ein Wolkenfröntchen ausmachen. Ansonsten einmal mehr eine prächtige Rundumsicht auf die vielbegangene österreichische Bergwelt.
Als spezielles Zückerli erwarteten uns einige Schwünge auf einer mehr oder weniger aufgesulzten Schneedecke. Was für ein herrlicher Abschluss! Danke an unseren Bergführer Franz und allen Anderen, die zum Gelingen dieser Tourenwoche im Sellrain. beigetragen haben.

(Berichte und Fotos von allen Teilnehmer zusammengestellt)