Klingenstock

Wieder einmal auf den Stoos! Seit dem ersten Mal, einem Skilager etwa 1960, war ich schon einige Male wieder auf dem Stoos gewesen, aber die neue futuristische Bahn hatte ich noch nie gesehen. Es ist die steilste Standseilbahn der Welt und nicht jene, die von der Handegg zum Gelmersee führt, wie ich bisher glaubte. Die Kabinen sind kugelrund und der Boden unter den Passagieren ist beweglich, so dass man immer auf einem graden Boden steht und auf das Dach der nächstunteren Kabine herunterblicken kann. Eine ungeheure Steilheit, verständlich, dass die Arbeiter beim Bau nur angeseilt arbeiten konnten
An einem riesigen Budgethotel wird gebaut, viele Unterhaltungsmöglichkeiten für Kinder werden angeboten, Pferdefuhrwerke fahren herum und auch verschleierte Araberinnen suchen die kühle Bergluft.
Für uns wurde es aber langsam heiss, denn 879 Höhenmeter waren zu bewältigen. Aber alle waren in Form, was umso bemerkenswerter ist, als vier der sieben Teilnehmer über oder fast achtzig waren. Gäbe einen Werbespot für den SAC: Geh in den SAC und du bist auch im Alter noch fit! Natürlich übertrieben - wie alle Werbespots, aber etwas helfen kann es schon.
Während viele andere Berggänger mit dem Sessellift den Klingenstock (1935m) erreichten, erklommen wir ihn mit unserer Muskelkraft. Das Panorama war natürlich vom Feinsten: Gegenüber die Felspyramiden der beiden Mythen, die auch in der letzten Eiszeit als Felseninseln aus dem Eispanzer herausgeragt hatten; auf der andern Seite die ungeheure Tiefe des Riemenstaldner Tales, auch gegenüber die Lidernhütte, der Uri Rotstock erstmals ohne Gletscher (Klimaerwärmung) und weiter vorn das tiefe Blau des Urnersees. Und an diesen ungeheuren steilen Graswänden arbeiteten die Wildheuer, hatten die Wiesen mit einem Motormäher geschnitten, rechten das Heu zusammen (ohne Laubbläser!) und brachten die Haufen zu einem Sammelplatz. Die weissen Chutteli der Männer wiesen daraufhin, dass sie das Heu dann auf dem Kopf trugen. Chapeau! Wie lange gibt es wohl noch so tollkühne Männer und Frauen, die diesen Rohstoff einholen?
Beim Huserstock (1904m) mogelten wir ein bisschen und schenkten uns den letzten steilen Aufstieg, da man den Gipfel auch umrunden konnte. Nun galt es noch die 885 m des Abstiegs zu bewältigen.                
Ursula Gasser

Fotos: Hansueli Gasser u. Beni Bill