Wirzweli?Arvigrat

Es hiess diesmal noch früher aus den Federn kriechen, denn der Zug fuhr in Brugg schon um 6.43 Uhr. Dafür hatten wir in Zofingen und Luzern genug Zeit zum Umsteigen. Nur drei hatten sich angemeldet, was aber den Effekt hatte, dass wir wie eine Familie waren.

Als wir in Wirzweli aus der Luftseilbahn stiegen, sahen wir in weiter Ferne, hoch am Himmel, ganz diesig einen steilen Grat. 'Das ist unser Ziel', erklärte Kurt, der Tourenleiter. Wieder einmal stellte sich bei mir unausgesprochen die gleiche Reaktion ein: Unmöglich! Alles zu Fuss! Schaffen wir wohl nicht! 949 Höhenmeter und 9km Distanz!
Aber natürlich schafften wir es. Es war aber kein Sonntagsspaziergang und der Weg hatte einige Tücken: An einem Ort im Wald war der Weg abgerutscht, sodass wir auf der rutschigen Schräge laufen mussten, an einem andern Ort hatten sich die hölzernen Querbalken, die der Zivilschutz zu nachlässig befestigt hatte, gelöst und hingen ziemlich frei in der Luft und an einer dritten Stelle war der Grat sehr rutschig, aber ein Stolpern lag keinesfalls drin, so dass uns Kurt noch über die Kunst des Fallens instruieren musste: Arme waagrecht ausstrecken, Beine spreizen, um wie eine Matratze abzurutschen und sich nicht wie eine Kugel zu überschlagen und so immer mehr Geschwindigkeit zu bekommen. Er illustrierte das am Fall eines Sturzes am Grossen Mythen, den er beobachtet hatte.

Es gab noch ein weiteres Problem: Als es immer steiler wurde, holten auch die Letzten ihre Stöcke aus dem Rucksack. Dabei passierte es einer Teilnehmerin, dass sie nachher ohne Rucksack weiterlief und es erst etwa zwanzig Minuten später bemerkte und das nach dem abgerutschten Wegstück! Glücklicherweise stellte sich die Jüngste und Fitteste, Galina, zur Verfügung und kletterte zurück und brachte in einer Rekordzeit den vergessenen Rucksack. Herzlichen Dank!

Aber bei der Schilderung der Schwierigkeiten darf nicht vergessen werden, dass das Wetter und die Aussicht unvergleichlich waren, dass wir grüne Matten sahen und nicht braune wie bei uns, dass das Stanserhorn gegenüber mit Alpweiden und Waldpartien, die Rigi, der Vierwaldstättersee, der Zugersee und der blaue Himmel mit Schleierwolken wie ein Prospekt von Schweiz Tourismus wirkten. Und der Coupe oder die Bratwurst auf der Gummenalp für alles entschädigten.                            
Ursula Gasser

Fotos: Kurt Thoma