Geniesserskitourenwoche Obernbergtal

5. März
Die Anreise von Brugg in drei Autos nach dem österreichischen Obernbergtal (Seitental am Brenner) verging wie im Flug. Zumindest in unserem Auto gab es so viel zu erzählen.
Die feine Knödelsuppe zu Mittag im Berghotel Almi's war der Auftakt zur hiesigen, sehr nahrhaften und wohlschmeckenden Küche.
Gestärkt und voller Freude über den wolkenlos-sonnigen Tag erkundeten wir im Anschluss die Schneeverhältnisse auf der Tour Richtung 'Hoher Lorenzberg'. Mit Bergführer Franz und Tourenleiterin Elsbeth erlebten wir einen ersten Aufstieg durch ein und landschaftlich zauberhaftes aber leider recht schneearmes Gebiet.
Als die Schatten uns einholten fuhren wir ab und genossen den ersten gemütlichen Abend.
Beate

6. März - Venn-Spitz
Frisch und munter, mit reichhaltigem Frühstück gestärkt, machten wir uns mit drei Autos auf, einen neuen Gipfel zu stürmen. Nach kurzer, kurvenreicher Fahrt erreichten wir das Valsertal, mit Ausgangsort Padaun. Die Felle wurden gesetzt und wir konnten losgehen, mit Franz, unserem Bergführer voraus. In wunderbarem Aufstiegstrance- Modus, gewannen wir stetig Höhe, Schritt für Schritt, über sanfte Hänge, zwischen Lärchen und Föhren. Schliesslich wurde es doch noch etwas steiler und es brauchte die Harscheisen und einige Spitzkehren bis zum Grat. Dass Franz für uns den perfekten Berg mit super Schnee gewählt hatte, merkte man auch an anderen Gruppen, die den selben Genuss beanspruchten. Unbeeindruckt von den Steigeisen der andern Alpinisten, deponierten wir die Skier beim Stacheldrahtzaun und machten uns auf, den Gipfel zu stürmen, streng nach dem Motto 'Schritt für Schritt de Bärg deruuf, mir gänd sicher nöd uf'. Der Blick von der Venn Spitze in die Zillertaler und Stubaier Alpen war bezaubernd, trotz windigem Ambiente. Der Abstieg zu den Skiern wiederum brauchte einiges an Konzentration.
Leider konnte auch ein heroischer Hechtsprung Angelikas einen Ski nicht daran hindern, sich schon einmal selbständig den Hang hinunter zu stürzen. Glücklicherweise kam er bald zur Vernunft und wartete auf seine Besitzerin, die doch lieber mit zwei Skiern die wunderbaren Hänge hinunter schwingt. Der super griffige Hartschnee liess die Herzen höher schlagen. Und als wir dann an einem windgeschützten Plätzchen in voller Mittagssonne das mitgebrachte Vesper geniessen konnten, schlug Dani gar einen Rückwärts-Purzelbaum vor lauter Übermut. Die folgende Buckelpiste animierte zu Gesprächen über vergangene Zeiten, als die Skipisten noch nicht durchwegs plattgewalzt waren und Skiakrobatik, samt Buckelpistefahren zu olympischen Disziplinen wurden.
Nach dem fröhlichen Besuch einer gemütlichen Gaststätte mit eifrigem Kuchenteilen fuhren uns unsere drei Chauffeure wieder verdankenswerterweise sicher zurück ins Obernbergtal. Danke für den schönen Tag!
Angelika

7. März - Geierschnabel
Nach einem reichhaltigen Frühstück standen alle pünktlich um halb neun, bei sonnigem Wetter, auf dem Parkplatz bereit. Die Fahrt führte uns erneut ins Valsertal. Bei der fünften Kurve am Weg nach Padaun parkten wir die Autos und montierten die Skier.
Zuerst auf dem Waldweg zur Sillalm und weiter, mit den Harsteisen an den Skiern, steil aufwärts in vielen, engen Kurven die Waldschneise hinauf. Oberhalb der Waldgrenze führte uns die Spur, über offenes Gelände bis zum Verbindungsgrat Silleskogel und Geierschnabel, zum Skidepot.
Der Aufstieg zu Fuss auf den Silleskogel war zu heikel. Der Geierschnabel (2353 m) war aber eine gute Alternative mit einem Tiefblick ins Valsertal.
Für einen längeren Aufenthalt auf dem Gipfel verdarb uns der kalte Wind die Lust.
Nach kurzer Abfahrt bei gepresstem bis harten Schnee machten wir in einer windgeschützten Mulde Mittagspause.
Die Abfahrt durch die Waldschneise verlangte volle Konzentration um alle engen Kurven und keinen Stein zu erwischen.
Um halb zwei standen alle wieder gutgelaunt und zufrieden bei den Autos.
Dani brauchte dringend einen Sonnenbrillen-Aufsatz für seine Korrekturbrille. So fuhren wir nach Steinach am Brenner. Hier fand er ein Optikergeschäft, das seinen Wunsch erfüllen konnte. Allerdings öffneten die Geschäfte erst wieder um 15.00 Uhr. Wir überbrückten die Zeit in einer Hotelbar bei Radler, Kaffee und Kuchen.
Pia

8. März - Am Fuss des Hohen Lorenzen
Nachdem die Wettervorhersage eher unbestimmt war und für den Nachmittag bedeckt und windige Verhältnisse versprach, war die Tour eher flexibel geplant. Der Aufstieg sollte direkt von Obernberg via Fradertal auf das Flachjoch gehen. Falls wettermässig möglich, könnte man dann den Hohen Lorenzen traversieren, um im Nachbartal zum Obernberger See abzufahren.
Die Ski konnten wir schon wenige Meter vom Hotel anlegen und stiegen erst einmal einen Waldweg hoch ins Fradertal. Ein paar schneefreie Stellen mussten zu Fuss und mit den Skiern in der Hand passiert  werden. Am Taleingang zeigte sich wider Erwarten doch der blaue Himmel und die Sonne. Unser Bergführer Franz versuchte, dem doch deutlich spürbaren Wind durch eine Routenwahl ganz unten im Talgrund entlang des Fraderbachs zu entgehen. Weiter oben wurde dieser immer markanter und am Talabschluss sah man schon, wie der Wind von Süden her die Wolken über das Flachjoch drückte. Als wir die Fraderalm auf 1960 Meter erreichten, beschlossen wir, die Tour aufgrund des Winds und der schlechten Sichtverhältnisse dort abzubrechen. Nach einer Pause fuhren wir ab und entdeckten sogar noch einen kleinen Rest Pulverschnee, unsere ganz spezielle Belohnung für den Tag.
Micha

9. März - Saxner (2358m ü.M.) und Fleckner (2331m ü.M.), Ratschings
Heute sassen wir eine halbe Stunde früher als sonst beim Zmorge, weil wir bereits um 8 Uhr nach Italien aufbrachen. Die Strasse war regennass, die Wolken hingen tief und der Schnee noch weniger verbreitet als tags zuvor. In Sterzing (I) hätte wohl keine/r mehr auf eine Tour mit Schnee gewettet: südlicher als Obernberg, tiefer gelegen, weit und breit kein Schnee - was soll aus diesem Tag wohl noch werden sollte…?
Im Ratschings, dem Tal das sich von Sterzing aus ca 15 km nach Westen zieht, parkten wir die Autos auf 1500 m ü.M.. Schnee hatte es erstaunlich viel und so montierten wir die Skitourenausrüstung und liessen uns vom LVS-Automaten prüfen. Franz schlug sein konstantes Geniessertempo an. Auf dem flachen Waldweg ging's in schwatzender Zweierkolonne sanft aufwärts. Bei den zwei steilen Abkürzungen fanden wir uns dann in einer schweigenden, laut keuchenden Einerreihe wieder. An der Waldgrenze eröffnete sich erstmals ein Blick auf unser Tourenziel: weit weg und teils im Nebel versteckt. Was hat wohl das Wetter vor? Im Gegensatz zum Vortag war es warm und windstill. Als eine junge Einheimische mit ihrem Hund in der doppelten unserer Schrittzahl an uns vorbeizog, brach die Moral etwas ein. Manch eine oder einer hoffte, dass die für die erste Franz-Rast erforderlichen 90 Minuten seit dem Start vergangen wären. Doch unser Bergführer setzte weiter eine Kurve an die andre, immerhin keine Spitzkehre und heute auch ohne Harscheisen. Einmal mehr bestätigte sich der Franz' Instinkt als zuverlässig: als er dann endlich rastete, schien uns die Sonne ins Gesicht. Frisch gestärkt kämpften wir uns hinauf in den Sattel zwischen den beiden Gipfeln, dem Saxner und dem Fleckner. Nach einer kurzen Pause bestiegen wir zu Fuss den Saxner. Zurück beim Sattel schnallten wir die Ski erneut an um auf unseren zweiten Gipfel, den Fleckner, zu fellen.
Das Timing hätte nicht besser sein können: Beim Losfahren begleitete uns schon wieder die Sonne, die sich zwischenzeitlich verzogen hatte. Der Schnee war weich, griffig und gutmütig. Die 10-er Gruppe fuhr elegant in schönen, regelmässigen Schwüngen hinunter zur Waldgrenze. Gut vier Stunden nach dem Eintritts-Check entliess uns der LVS-Automat mit einem fröhlichen 'Pieps-Pieps'.
Eine rundum gelungene, stimmige Tour mit einem Aufstieg ohne Harscheisen, zwei Gipfeln, Schneeverhältnissen bei welchen jede/r ihre/seine schönsten Schwünge ziehen konnte, und ein versöhnlicher Abschluss im nahen Gasthof. Ausserdem: eine Abfahrt ohne Gegenaufstieg, ohne An- und Abschnallen der Skier und auch kein Skitragen auf aperer Waldstrasse: Geniesserskitourenherz was willst Du mehr?! Alle, die am Morgen mit einer grossen Portion Skepsis nach Italien aufgebrochen waren, wurden eines Besseren belehrt. Vielen Dank, Franz!
Dani

10. März - Die geschenkte Tour - Sattelberg
Als beim Morgenessen Franz den Abmarsch um eine halbe Stunde nach hinten schob,  erwarteten die wenigsten, dass wir heute bei Sonnenschein auf die Tour gehen werden.
Nach einer kurzen Autofahrt zum Parkplatz bei einem hohen Pfeiler der Brenner-Autobahnbrücke, machten wir uns um 09.15 Uhr bereit für den Aufstieg zur Sattelalm (1633 müM), mit der Option, auch den Sattelberg (2115 müM) bei günstigem Wetter zu besuchen.  
Vorne Franz, hinten Elsbeth bewegten wir uns in einem dem Abschluss der Tourenwoche entsprechendem Tempo bei zunehmendem Sonnenschein bergaufwärts. Anfänglich forderten uns grossflächige Eisplatten, aber schon bald zeigte sich der pistenähnliche Hang von einer angenehmen Seite.
Nach einer guten Stunde führte uns Franz an der Beiz vorbei auf eine kleine Anhöhe im Aufstieg zum Sattelberg, und alle waren vom Sonnenschein sehr angetan. Wie üblich bemass Franz die Pause eher knapp, um mehr Zeit bei sonnigem Wetter für den folgenden, nun aber steileren Aufstieg zu haben.
Im regelmässigen Schritt zog er eine angenehme, geniesserfreundliche Spur in den Hang, der eher einer Piste glich. Nach etwa 5/4 Stunden erreichten wir das schon von weit unten sichtbare grosse Gipfelkreuz, nun allerdings bei starker Bewölkung und noch viel unangenehmer, starkem Westwind. Trotzdem stiegen wir ohne Skis noch die wenigen Meter zum höchsten Punkt des Sattelbergs auf, um einen Rundblick über die Gebirgslandschaft zu erhaschen. Aus meteorologischen Gründen fiel die Gipfelrast aus, und nach einigen hastig aufgenommenen Fotos machten wir wieder bereit für die Abfahrt. Uns lockte die Einkehr auf der Sattelalm, die wir in rassiger Fahrt über die 'Piste' erreichten.
Unsere Wünsche zur gemütliche Jause reichten von der Nudelsuppe oder die Graukassuppe über eine deftige Rösti bis zum Topfenstrudel oder Apfelstrudel, ergänzt durch passende Getränke.
Die geschenkte Tour endete mir einer kurzen Abfahrt hinunter zum Parkplatz und forderte unser Skitechnik auf den eisigen Partien und den zu umfahrenden Wiesenflecken ganz zum Schluss. Die Tour endete mit einem kurzen Abstieg über eine Wiese und dreckigen Skischuhen.
Alle zeigten sich sehr zufrieden vom letzten Tourentag. Dafür gebührt Franz grossen Dank.
Martin & Roland