Rätikon

Tourenbericht Rätikon Di, 05. - Fr, 08. September 2023, WA, Tourenleiter Heinz Frei

Am Dienstag trifft sich unsere 6er-Gruppe in Zürich auf dem Bahnsteig. Gemeinsam fahren wir nach Malans. Ein kurzer Weg führt uns zur Seilbahn 'Älpli' wo wir mit der Gondel hochschweben. Nach einem Kaffeehalt laufen wir in 5 Stunden über die Fläscher Alp zum Punkt 1933 unter dem Barthümeljoch zur Schesaplanahütte, vorbei an einem Gestüt und lauschigen Seen. Auch sehen wir aus nächster Nähe eine Bergrettung. Auf der Hütte beeindruckt uns die Wand des Schweizersteiges, der zur Schesaplana führen soll…

Am Mittwoch laufen wir zeitig los, hinter der Schesaplanahütte geht es zunächst steile Wiesenhänge auf guter Spur hinauf. Die weiss-blau-weisse Markierung, die uns den ganzen Tag leiten wird, lässt wirklich keine Wünsche offen! Der Wiesenpfad geht nach ca. 45 Minuten zusehends in Fels über, erste ausgesetzte Passagen im unteren Bereich der Schesaplana-Südwestwand sind bestens mit Ketten abgesichert. Das Gelände wird immer eindrucksvoller - kaum zu glauben, dass durch diese Steinwüste ein derart imposanter Steig führt! Steile Absätze, Bänder und Platten wechseln einander ab - dazwischen immer wieder Gehgelände und besagte Markierungen - oft genug fragen wir uns, wie es dort oben wohl weitergeht. Und dann lösen sich etwaige Wegprobleme von allein. Der harte Kalk (sehr angenehm) bietet im entscheidenden Moment Tritte und Griffe zum Festhalten - immer wieder macht es großen Spass, hier hinaufzuturnen. An einer Stelle überwinden wir einen kleinen Absatz mit einer Eisen-Steighilfe, aber abgesehen von einigen Ketten im unteren Stück gibt es keine fixen Sicherungen. Immer wieder geniessen wir grossartige Tiefblicke zur Schesaplanahütte, die immer kleiner wird. Die obere Hälfte des Steiges besteht in einer langen Querung. Dieser sogenannte 'Schwarze Gang' beginnt dort, wo sich auf etwa P 2500 die Felsstufen allmählich zurücklegen und in gebänderte Mergelstrukturen übergehen. Und dann um eine Ecke... ein Moment grosser Freude, jetzt sehen wir den Gipfel der Schesaplana und es sind nur noch ca. 300 Hm bis oben. Den grössten Teil des Steiges laufen wir im Schatten. Je höher wir kommen, desto windiger wird es, das Laufen wird bei den mit der Sonne sehr warmen Temperaturen angenehm. Bald stehen wir auf dem Gipfel (2965m) und geniessen das unglaubliche Panorama. Nach der Mittagspause steigen wir Richtung Lünersee (herzförmiger Stausee) zur Totalphütte ab. Auch dieser Weg ist steil und an exponierten Stellen mit Ketten versichert. Auf der Totalphütte treffen wir Anni wieder, die heute ihren 71. Geburtstag feiert, auch auf dem Schweizersteig unterwegs ist und uns zu Marillenschnaps einlädt. Die Totalp ist wirklich lebensfeindlich, ausschliesslich Steine, kein Grün. Der Sage nach wurde sie verwunschen, da die geizigen Bauern nichts von ihrem Überfluss abgeben wollten.

Donnerstags laufen wir von der Totalp Richtung Gamsluggen (2374), wieder bwb markiert. Der Zustieg von Österreich ist eindrücklich. In Richtung Schweiz ist der Steig wieder steil (40°), auch wieder bestens mit Ketten und Seilen ausgerüstet. Geröll, Kies und Steine säumen den Weg. Eine Gruppe, die oberhalb läuft, wird von Heinz klar auf die Steinschlaggefahr hingewiesen. Beim Punkt 2099 treffen wir auf den Prättigauer Höhenweg den wir über das Cavelljoch (2237) weiterlaufen. Welcher Unterschied. Die Landschaft ist saftig grün, üppig. Schafe blöken, Herdenschutzhunde bellen uns klar den Weg, den wir gehen dürfen und Kühe weiden friedlich. Der Weg führt weiter zum Schweizertor. Eine grossartige Landschaft und eindrückliche Wegführung. Wir laufen, bis Punkt 2029 und steigen über schmale Pfade höher und höher zum Schweizertor (2150). Im Schlussaufstieg nehmen wir wieder die Hände zu Hilfe und kraxeln über Felsen und eine Leiter hoch. Oben geniessen wir unser Mittagessen und bestaunen die Landschaft. Weiter geht's über den Öfapass (2291) zur Lindauerhütte.

Am Freitag folgen wir anfangs in angenehmer Kühle dem Weg zum Drusator (2341). Auch hier eindrückliche Felsformationen. Bald sind wir in der Carschinahütte und geniessen Kaffee und/oder kühle Getränke. Der weitere Abstieg nach St. Antönien fällt uns leicht, das letzte Stück ist auf der Teerstrasse und so steigen wir in Sagaris ins Postauto. Ein Abschlusstrunk in St. Antönien lässt die Tour ausklingen.

Abends auf den Hütten lernen wir viel über Rucksäcke, Packlisten, was (nicht) mitnehmen und Pflegemittel. Die Stimmung in der Gruppe ist jederzeit sehr unterstützend, wertschätzend, lustig und heiter, gespickt mit kurzweiligen Unterhaltungen und tiefgründigen Gesprächen. Immer wieder passieren wir die Grenze von Schweiz - Österreich - Schweiz - Österreich und sehen einige Zollhäuschen und eiserne Markierungen. Die Hütten sind gut besucht, die Schlafplätze, Ausstattung und das Essen (3x Tomatensuppe) waren super. Das Wetter ist der Hit. Super Bedingungen! Die Wege sind bestens zu gehen und es ist schweisstreibend. Dankbar schöpfen wir aus unzähligen Bächlein Wasser.

Heinz steter Schritt bringt uns mühelos überall hoch. Die klaren Ansagen, die grosse Fürsorge zu allen Teilnehmer:innen, sowie die ganze Umsicht und die Planung der Tour ist hervorragend!! Herzlichen Dank lieber Heinz für dieses grossartige Erlebnis! Und der ganzen Gruppe herzlichen Dank für die tolle Kameradschaft. Ich freu mich auf ein Wiedersehen J.

Tourenbericht Heidi Baumann