Arbeitstage Gelmerhütte

Eine saubere Sache
Die Gelmerhütte steht im Grimselgebiet, auf 2412 m. Ein Haus und dessen Umgebung, auf dieser Höhe «im Schuss» zu halten, ist keine leichte Aufgabe - es gibt immer etwas zu tun.

«Büchsen und Wasser», unter diese Stichworte könnte man die diesjährigen Arbeitstage auf über 2400 m ü.M. stellen. Ausgelöst hatte die Aktion «Saubere Hütten» das Zentralkomitee des SAC, welches die Sektionen aufforderte, die Hütten und deren Umgebung von allem Unrat frei zu machen und zu halten.
Auch im Vorstand der Sektion Brugg wurde diese Aktion thematisiert und man entdeckte in unserer Hüttenumgebung eine Altlast, die Jahrzehnte zurückreicht: eine Büchsendeponie in den Felsen unterhalb unserer Bergunterkunft. Weil auch die Wasserfassung für die Wasserversorgung der Hütte etwas bröckelig geworden ist, riefen Hüttenchef und Präsident nach freiwilligen Helfern für einen Arbeitseinsatz auf der Gelmerhütte.

Aludosen verrotten vielleicht nach 100 Jahren                                                                                                                   Am Vormittag des 21. Juni steigen neun Männer zur Hütte auf. Nach einer kräftigenden Suppe und der Befehlsausgabe, gehen zwei Arbeitsgruppen ans Werk. Primäre Aufgabe ist die möglichst vollständige Räumung der Büchsendeponie. Die Getränkedosen sind meist gut verrottet, nicht aber die Deckel, Böden und Öffnungslaschen. Diese bestehen wohl aus einer anderen Legierung. Neben diesen Dosen finden wir auch Plastik, einige Batterien, etwas Glas, aber auch ganze Teekannen und andere Blechwaren. Der Transportsack für den Heli ist um 15 Uhr gestrichen voll.
An einer zweiten Stelle finden wir weitere Bleche, Drähte und Glasscherben. Der Abfall muss zum Teil mühsam unter den Steinen oder unter Grasmotten hervorgeholt werden, es ist «Wühlmausarbeit». Zum Glück ist das Wetter gut, die Sonne scheint und trocknet die verbleibenden Eisen- und Aluoxyd-Reste und die Erde schnell ab. Wir sind mit dieser Räumungsaktion zufrieden, das Resultat lässt sich sehen. 2023 feiert die Sektion Brugg das 100-jährige Hüttenjubiläum. Zu diesem Fest zeigt sich die Hüttenumgebung im sauberen Zustand.

Unsere Hütte ohne Wasser
Parallel zu diesen Grabarbeiten macht sich eine zweite Gruppe an die Sanierung der Wasserfassung. Keine leichte Aufgabe, weil dazu der Wasserzufluss zur Hütte unterbrochen werden muss. Dies ist, trotz dem längsten Tag des Jahres (21.6.18), nicht möglich, sind doch 22 Gäste mit Suppe und Abendessen zu versorgen. Weil die Unterbruchsdauer nicht vorausgesagt werden kann, verschieben wir diese Sanierung auf den Freitag, 22. Juni. In der Nacht hat es kräftig geregnet, alle Bäche führen sehr viel Wasser. Zum Glück liegt die Temperatur bei 5°C, so dass nicht noch viel Schmelzwasser dazu kommt.
Die Wasserzufuhr zur Hütte wird unterbrochen, der Kunststoffspeicher aus dem gemauerten Trog gehoben und alles besenrein geputzt. Beim Entfernen des Ausflussrohres stellen wir fest, dass der Heizdraht gebrochen ist. Dieser Widerstandsdraht führt von der Kaverne bis ins Haus und verhindert ein Einfrieren der Wasserleitung in Frostnächten. Auch dieser Schaden wird behoben, die Heizung funktioniert wieder.
Nicht abgestellt werden kann natürlich die Wasserzufuhr vom Berg. Der zur Umleitung erstellte Bypass erweist sich aber als absolut zuverlässig, so dass der Speicher wieder eingesetzt und gefüllt werden kann. Nach ca. einer Stunde hat die Hütte wieder Wasser für Küche und sanitäre Einrichtungen.

Fauna und Kochkunst
Das Gemäuer der 30-jährigen Wasserkammer ist bald trocken und kann mit Steinen und Mörtel frisch gemauert und verputzt werden. Schon vor dem Mittagslunch ist die Wasserfassung saniert.
Weil die dritte Baustelle, unten am Einlaufbecken zu unserem Kraftwerk (12 kW), nicht vollständig gelöst werden kann, sind unsere Arbeiten nach der Mittagspause schnell beendet. Wir suchen nochmals die Dosen-Deponie nach Material ab und finden nach dem Regen tatsächlich wieder Dosen. Die Ummauerung des Wasserspeichers bekommt noch einen «Finish», Risse im Terrassenboden werden ausgebessert - die Gelmerhütte ist für die Sommersaison bereit und präsentiert sich sauber und aufgeräumt. Die Arbeitsgruppe steigt ab.
Erwähnt werden müssen auch zwei besondere Attraktionen der Gelmerhütte. Da sind einmal die Steinböcke, die, dank der Salzlecke des Hüttenwarts, in guter Sichtnähe zur Hütte am Abend und am Morgen zu beobachten sind. Der zweite Höhepunkt ist die hervorragende Küche in dieser Unterkunft - 17 Gault-Millau-Punkte sind nicht übertrieben - und das auf 2412 m ü.M.! Ein Besuch lohnt sich immer, auch wenn Auf- und Abstieg keine Sonntagsspaziergänge sind.
Text: Max Schärli

Bilder: Heinz Frei und Max Schärli