Mont d'Or

In Brugg auf Gleis 4 sind wir zwei Newbies dann doch noch rechtzeitig eingetroffen und haben beim Treppenabgang auch gleich auf die wartende Wandercrew mit Peter, Annika, Ina, Beni, Urs und Tourenleiter Hans-Ueli getroffen.
6:05 Treffpunkt und 6:07 kam auch schon der Zug und los ging es auf die 2-Stündige und 48-Minutige Zugsreise mit 3 Mal umsteigen in Aarau, Yverdon und Cossonay. Einige wollten sich im Speisewagen einen Kaffee gönnen, war aber nix - Kaffemaschine Kaputt! Die Fahrt war kurzweilig, ich immer viel am Gähnen, habe aber trotzdem was gelernt und weiss nun woher der Begriff Karst kommt.

In Vallorbe war Endstation. Alle raus und Suche nach dem Ausgang vom Perron. Hier geht es nur durch das Gebäude raus, einen Stock tiefer. Das Gebäude hat die besten Zeiten schon hinter sich, aber immerhin findet sich hier ein Kaffeeautomat, der die Kaffeeliebhaber durch den Tag rettet. Von Aussen sieht der Bahnhof eigentlich noch recht schmuck aus, ein Anstrich würde ihm aber gut bekommen.

Die Richtung zum Mont d'Or war schnell klar, wir standen vor dem Bahnhof gleich neben dem Wanderwegweiser, und so begannen wir den Aufstieg. Zuerst noch auf einer Teerstrasse durch den Wald, der sich in wunderschönen Herbstfarben präsentierte. Schon bald erreichten wir einen ersten Aussichtspunkt. Von da an ging es dann über schöne Alpweiden mit Disteln und den für den Jura typisch verstreuten Bäumen zügig dem Gipfel entgegen. Kurz vor dem Grenzübertritt nach Frankreich passierten wir sogar noch ein Cabine C.A.S....der SAC hat einfach überall Hütten, unglaublich!
Schon kurz nach 11 Uhr sind wir schon auf dem Gipfel des Mont d'Or. Hier weiden immer noch Kühe. In Frankreich scheint der Herbst wohl später zu beginnen. Wir werden mit einer prima Aussicht belohnt. Die Alpenkette verschwimmt leider etwas in den hohen Wolkenfeldern. Wir können aber noch das Massiv des Mont Blanc erkennen und eine Krümmung des Genfersees. Die Jurahöhen vor uns sehen wir aber glasklar und im Westen glaube ich noch die Spitze des Eifelturmes zu erkennen ;-) Paris ist ja nur 3 Zugsstunden von Vallorbe entfernt, wie wir dem Fahrplan beim Bahnhof entnehmen konnten :-)

Da es noch zu früh ist fürs Mittagessen und auch etwas windig, wandern wir bei zwar etwas bewölktem, aber bei perfekt temperiertem Wanderwetter, sanft den Buckel des Mont d'Ors wieder hinunter über weitere prächtige Juraweiden bis wir eine perfekte Stelle für den Mittagshalt antreffen. Geschützt durch ein paar Tannen und ein Trockenmäurchen mit Sicht über die Weide, den herbstlichen Wald und eines der klassisch breiten Jurabauernhäuser nehmen wir auf ein paar Kalksteinen platz und beissen herzhaft in unsere Sandwiches.

Nach einer guten halben Stunde brechen wir zum zweiten Teil der Wanderung auf. Die Navigation wird hier zunehmends schwieriger, trotz allen technischen Hilfsmitteln wie Schweiz Mobil, Outdoor Active und der guten alten 25'000er Karte von 1980. Wir folgen einfach Hans-Uelis gutem Riecher querfeldein über die Alpwiesen und über bezw. unter einigen geladenen Weidezäunen hindurch. So wurde die Tour doch noch der Schwierigkeitsstufe T3 (anspruchsvolle Bergwanderung) gerecht :-)

Die Strasse kommt schnell wieder in Sichtweite und wir wandern flotten Schrittes an Jura-Jurtensiedlungen vorbei bis wir unverhofft wieder auf die Schweizergrenze stossen. Hier stehen wir still für Fotos und Fingerabdrücke :-) Letztere auf dem Auslöser der Kameras. Zum Glück ist das Zollhäuschen unbemannt und diejenigen, welche ihre ID vergessen haben, können nun erleichtert aufatmen.

Ein steiler Kiesweg führt uns in steilen Windungen dem Tal entgegen bis wir die Hauptstrasse erreichen. Nach ein paar Schritten auf der Strasse zweigt ein schmaler Pfad ab und im Zick-Zack geht es nochmals steil hinunter. Auf halbem Wege finden wir eine Höhlenöffnung, die Grottes des Fées. Wir hören interessante Erläuterungen von unserem Höhlenforscher Urs, der diese schon erkundet einmal hatte. Es gibt eine tiefer gelegene Öffnung, die wir etwas später auch passieren, aus der bei Hochwasser ein ganzer Bach heraus schiesst. Heute war alles trocken. Zur Erkundigung haben wir allerdings zu wenig Zeit.
Nach einigen Minuten Wandern erreichen wir den Talboden wo die Orbe aus einer Höhle herausströmt. Das Wasser des Lac de Joux versickert irgendwie und irgendwo am Ende des Sees und kommt hier unten ein paar hundert Höhenmeter tiefer wieder zum Vorschein. Der Weg zum unweit gelegenen Höhleneingang ist leider wegen Felssturzgefahr gesperrt. Schade - dieses Naturschauspiel hätte ich gerne gesehen. Ein ander Mal.

Wir zotteln der Orbe entlang bis zur berüchtigten Höhlenforscher-Pizzeria wo wir uns mit Bier oder Panaché über den entgangenen Grottenbesuch trösten oder einfach ein paar notwendige Elektrolyte nachtanken :-)
Nach dem kurzen Halt dauerts nur noch ein kurzes Stück und wir sind wieder am Bahnhof in Vallorbe. Mit doch etwas müden Beinen döse ich auf der Heimfahrt dahin, glücklich und zufrieden über diese wunderschöne Wanderung.
Fredy Riner

Fotos: Beni Bill