Monte Croce

Statt am 4. Januar fuhren wir aus Wetter- und Schneegründen erst am 11. Januar nach Lugano. Wir waren neun und einige fuhren das erste Mal durch den neuen Gotthardtunnel. Aber wie im Ärmelkanaltunnel war es einfach sehr lange dunkel, ein besonderes Feeling gab es aber nicht. Man muss sich daran gewöhnen, dass nach dem Dunkel nicht Airolo, sondern Biasca kommt. Das Wetter im Tessin war gut, der viele gefallene Schnee in den letzten Wochen verschönerte nur noch die höheren Lagen und liess unzählige Wasserfälle ins Tal rauschen. Wir fuhren mit der Bahn nach Melide und nachher umrundeten wir mit dem Postauto die Halbinsel und kamen über Morcote und Figino nach Càsoro, wo dann die Wanderung und die Steigung begann. Der Aufstieg wurde durch die wilden blühenden Christrosen versüsst und nachher entschädigte die wunderbare Aussicht auf den Lugenersee, Ponte Tresa, Caslano, Agno und den San Salvatore für jegliche Anstrengung. Ist dort nicht der Mont Blanc? Viele schneebedeckte Häupter überragten die Tessiner Berge und glänzten in der Sonne. Leider breiten sich auch hier im Wald viele invasive Neophyten aus, v.a. Bambus, Palmen und Kirschlorbeer. Das Picknick auf zwei roten Bänklein oder auf den Felsen ist punkto Aussicht nicht zu toppen, wir sogen sie ein und wir werden uns in den kommenden Nebeltagen daran erinnern. Wir kamen nach Montagnola, wo Hermann Hesse gelebt hatte, wo ein Hesse - Museum und ein Hesse - Weg zur Besichtigung einluden. Die Zeit reichte aber nur, um die eine oder andere Tafel des Hesse - Wegs zu lesen, also gibt es nur eines: zurückkommen, um auf den Spuren Hermann Hesse zu wandeln! In einem Restaurant in Montagnola gab es dann Cappuccio (nicht Cappuccino) oder andere warme Getränke. Montagnola fusionierte mit drei andern Gemeinden und heisst jetzt Collina d'Oro.
Im Januar sind die Tessiner eigentlich unter sich, es hat kaum Touristen, was man auch an den vielen geschlossenen Fensterläden von Hotels, Ferienhäusern und -wohnungen merkte. Etwas ausserhalb von Montagnola gab es eine wunderschöne Barockkirche auf einem Felsensporn mit einer langen Allee von hohen, schlanken, glatten Zypressen. In solchen hätten die Widerstandskämpfer in Italien im 2. Weltkrieg die Gewehre versteckt.
Eine rundum geglückte, anregende, bereichernde Wanderung. Danke Annemarie.    
Ursula Gasser