Tour de Muverans

Tour des Muverans 16.-20. Juli 2018
Leitung: Heini Zimmermann
TeilnehmerInnen: 9

1.Tag Jorasse - Châlet Neuf
Gewitter zu erwarten? I wo! Eitel Sonnenschein! Aber wie kommt man nach Ovronnaz, wenn der Zug Verspätung hat und einem der Bus sowohl in Sion als auch in Martigny vor der Nase abfährt? Eh bien, pas de probleme - mit zwei Taxis wurde das Malheure behoben und die Seilbahn in Ovronnaz beförderte uns rechtzeitig auf den Jorasse. Und von da an ging es heiss und steil s Bärgli uf  bis zur  prächtig gelegenen Cabane du Fénéstral (2453m) wo die Suppe lockte. Danach gings äne steil das Bärgli abe zum blauen Lac de Fully (2084), um gleich wieder steil s Bärgli ufe zur Cabane de Demècre ( 2361m) zu kommen. Und das nur damit wir nachher wieder äne abe (jetz fascht uf em Buuch) bis zum schönen Châlet Neuf (1865m) absteigen durften. Juhu! - wir waren die Einzigen in der unbewarteten Hütte inmittten herrlicher Natur! Dank den Meisterköchen Heini und Peter, dem Feuermacher Hermann und dem Holzspalter Urs entstand ein superfeines Risotto  samt Baslerleckerli-Dessert, das wir draussen in der Abendsonne genossen. (Heini, merci für den Einkauf und das Schleppen!). Die Zusammenarbeit unter allen TeilnehmerInnen verlief harmonisch und in einer Selbstverständlichkeit, die Freude machte. 'Unbewartet' muss also kein Schreckenswort sein! Noch im Schlafsaal schien Anu die orange Abendsonne durchs Fenster ins Gesicht und man hörte das behagliche Knacken des Feuers, welches auch nachts von den Heinzelmännern betreut wurde.  Ein prächtiger Bergtag trug uns in den Schlaf! Das Wallis ist steil - aber geil!
(Und psst: ich wills euch jetzt schon verraten: Es wurde eine Supertour! Grand merci à Heini!
Anu

2.Tag
Heute verlassen wir trotz abwaschen und aufräumen unsere Selbstversorgerhütte bereits um 7.00 Uhr. Denn zum einen ist heute die Königsetappe mit 950 Metern Aufstieg und 1600 Abstieg und 7 Std. Wanderzeit angesagt, und der Wetterbericht lässt nur wenig Hoffnung zu, dass es bis zum Abend trocken bleibt. Tatsächlich haben wir bereits 20 Minuten nach verlassen der Hütte die ersten Regentropfen. Intensiv aber kurz. Zum versorgen des Regenschutzes machen wir einen kurzen Halt bei einer Alphütte, bei der gerade die Milch für die Käseherstellung angeliefert wird. Einige hundert Meter weiter auf leicht ansteigendem Alpweg lichten sich die düsteren Wolken und geben den Blick ins Rhonetal bis zum Genfersee frei. Auf der Autobahn rollt der Berufsverkehr im Morgenstress. In welch anderer Welt wir privilegierte doch hier oben leben dürfen! Nach weiteren Höhenmetern erreichen wir die auf einem Grat gelegene Hütte 'La Tourche'. Der Kaffee- und Trinkhalt gibt uns die nötige Energie für den nun wiklich anstrengenden Teil. Querung von mehreren steilen Schnee- und Geröllfeldern und dann steiler Aufstieg zum Col des Perris Blancs. Der höchste Punkt für heute ist erreicht, aber es herrscht ein kühler Wind und die dunklen Wolken drohen uns weiteren Regen an. Nach steilem Abstieg erreichen wir wieder grüne Gefielde und endlich bietet sich eine flachere Stelle mit grossen Steinen ideal zum sitzen für die Mittagspause an. Wie bestellt erfassen uns sogar die wärmenden Sonnenstrahlen und die Wolken machen dem blauen Himmel Platz. Es folgt noch ein langer Abstieg und ein breiter Weg durchs Tal hinaus, als plötzlich Erika hinter einem Stein hervorruft: 'Wo händer de Räscht?' Sie ist nachgereist und wird ab heute mit dabei sein. Wir erreichen unser schönes Haus in Pont de Nant, wo wir die nächste Nacht verbringen werden, am tiefsten Punkt dieser Tour, wo wir bestens bedient und aufgehoben sind.       
Toni Studer

3.Tag
Nach einer erholsamen Nacht und einem feinen Frühstück verliessen wir die  komfortable Unterkunft in Pont de Nant (1235m).
Bei herrlichem Wetter wanderten wir über steinige Wege Richtung Le Richard (1537m). Bei dieser Alp gab es, fast wie bei einem Streichelzoo, verschiedene Tiergehege. Schweine suhlten sich im matschigen Boden, Ziegen stiegen auf Felsstücke, um auch noch das zarteste Blättchen von einem fernen Bäumchen zu kosten und Esel genossen die Ruhe. So wurden wir bei unserem Trinkhalt durch die Tiere unterhalten.
Danach stiegen wir weiter auf schmalen, steinigen Wegen hoch.
Bevor wir die Alp La Varre (1785m) erreichten, wurden wir durch 2 ungarische Hirtenhunde aufgehalten. Sie führten eine grössere Herde Ziegen zum morgigen Melken.
Bei der Alp La Varre gab es ein kleines 'Buschbeizchen'. Hier gab es verschiedene, selbergemachte Sirups. Ich kostete vom Pfefferminzen - Melissen Sirup, welcher  mir sehr mundete.
Das anschliessende flachere Tal zu durchwandern haben wir genossen, bevor wir  wiederum einen Aufstieg zum Col des Essets (2029m) vor uns hatten.
Auf diesem Gipfel haben wir unsere Mittagsrast abgehalten und gleichzeitig die schöne Rundumsicht genossen.
Nach der Rast war es nur noch eine kurze Wanderzeit zu unserer Unterkunft Refuge de la Tour Annzeindaz (1900m), wo wir bereits um 14 Uhr eintrafen. Dieser Tag war unser kürzester Wandertag (ca. 4 Stunden).
Im Restaurant genossen wir unsere Kameradschaft bei gekühlten Getränken. Der Leser darf selber raten, welche Getränke am meisten die Kehlen kühlten.
Nach dem Bezug unserer Betten im Massenlager relaxten wir im Garten
Wie es bei Bewegungsmenschen jedoch ist, dauerte das Relaxen nicht lange. Der SAC Brugg löste sich in kleine Gruppen auf und die umliegende Alp wurde in verschiedenen Richtungen erkundet.
Als es langsam Zeit für das Nachtessen wurde, fanden sich die Grüppchen wieder ein. Neben der Unterkunft befand sich  ein Kuhstall, und auch die Kühe trafen sich am Abend zur Fütterung und zum Melken. Also sind Menschen und Tiere in einigen Sachen ähnlich.
Nach einem 3 Gang Menü genossen wir nochmals die Abendsonne und als es kühler wurde, war es auch bald Zeit, die Schlafkojen zu beziehen.
Auch dieser Tag war wiederum durch abwechslungsreiche Naturlandschaften geprägt.
Daniela

4.Tag
Mit dem Aufstehen heute gibt es noch keine Sonne, aber die Regenwolken der Nacht haben sich schnell wieder verzogen. Unser freundliches Wirtepaar serviert uns einen vorzüglichen Frühstückstisch. Um 8 Uhr scheint auch schon die klare Morgensonne und wir wandern über sanft ansteigende Alpweiden bis zum Pas de Cheville, wo wir die Rundsicht um die Diableret mit dem Tiefblick nach Derborence geniessen. Der steile Abstieg nach Derborence bietet uns eine vielfältige Flora mit dem tiefer liegenden Lärchenwald. Nach 2 Stunden Wanderzeit geniessen wir eine ausgedehnte Pause über dem Lac Derborence. Von hier geht es in landschaftlich schönem Aufstieg entlang der Derbonne auf die Alp Dorbon, wo uns schon kurz nach Mittag das Wirtepaar in ihrer alternativen Unterkunft erwartet. Es ist ein ehemaliger Stall, der liebevoll zu einer gemütlichen Unterkunft ausgebaut wurde. Rund herum weiden Hühner, Ziegen, Esel und Murmeltiere. Der ganze Nachmittag dient dem Faulenzen oder oder dem sonnigen Spazieren in der Umgebung. Zum Nachtessen wird ein feines indisches Dal-Gericht ohne Fleisch serviert. Nach 9 Uhr verkriechen wir uns nach einem erlebnisreichen Tag in den gut ausgebauten Stockbetten.
Heini Zimmermann

5.Tag
Nach dem Aufstehen, zur gewohnten frühen Morgenstunde, genügte ein Blick aus der Türe des Schlafraumes, um zu wissen, dass uns wiederum ein prächtiger Sommertag erwartete. Doch zuerst erwartete uns ein einfaches, aber schmackhaftes Frühstück auf der Terrasse vor der Hütte. Die Sonne erhob sich gerade rechtzeitig hinter den fernen Bergspitzen, um unsere noch etwas steifen Glieder mit ihren Strahlen zu erwärmen. Das selbstgebackene Vollkornbrot und der Zopf schmeckten herrlich und in welchem 5 Stern-Hotel wird einem eine fabelhafte Quitten-Boskop-Konfitüre angeboten? Nachdem wir von den beiden sympathischen Gastgebern, Irène und Stéphane, herzlich verabschiedet wurden, ging es mit zügigen Schritten auf dem mit einer vielfältigen Alpenflora gesäumten Bergweg hinauf. Der Weg führte uns in eine karge, aber wunderschöne, abwechslungsreiche Gebirgslandschaft. Sogar an einem kleinen See, dem Lac de la Forcla, kamen wir vorbei. Der teilweise mit Eis und Schnee bedeckte See verführte uns jedoch nicht zu einem kühlenden Bad. Anschliessend waren immer wieder grössere und kleiner Schneefelder zu durchqueren. Da diese an nicht sehr steilen Abhängen lagen, konnten wir sie alle ohne Mühe bewältigen. Den höchsten Punkt des Tages erreichten wir auf dem Col de la Forcla 2542 m, wo sich uns eine herrliche Rundsicht bot. Der Weg führte uns weiter in die Nähe der Cabane Rambert CAS, die am Fusse des Grand Muveran liegt. Der Zeitplan erlaubte jedoch leider nicht den Aufstieg zur Hütte und so blieb wohl mancher Wunsch nach einem durststillenden Panache unerfüllt. Auf teilweise steilen, aber nicht allzu schwierigen Pfaden ging es dann immerzu abwärts. Nach einer längeren Mittagspause, bei der uns noch ein Bartgeier mit seinem Vorbeiflug die Ehre erwies, erreichten wir alle gesund und glücklich Ovronnaz, den Ausgangspunkt unserer 5 Tage-Wanderung. Heini Zimmermann hat ein ganz grosses Dankeschön für die tadellose Vorbereitung der Tour und die umsichtige Führung während den 5 Tages-Etappen verdient. Es war eine unvergesslich schöne Touren-Woche, mit einer immer guten kameradschaftlichen Stimmung.
Peter Hägler